Wie in Deutschland hat sich über die Jahre auch in Frankreich eine vitale Black-Metal-Szene etabliert, die immer wieder spannende Acts hervorbringt. Das Label Les Acteurs De l’Ombre Productions ist dafür mitverantwortlich: Immer wieder finden sie Künstler, die es wert sind, gehört zu werden, und unterstützen sie tatkräftig. Eines der neuesten Pferde im LADLO-Stall sind LIFESTREAM, ein Duo aus Bordeaux, das sich mit seinem Debüt „Post Ecstatic Experience“ atmosphärischem Depressive Black Metal verschrieben hat.
Böse Zungen würden deren Debüt, „Post Ecstatic Experience“ wohl als von flottem Drumming untermaltes, recht konturloses Geschrammel abtun. Als erster Eindruck wäre diese Einschätzung zunächst durchaus nachvollziehbar, denn in der Tat legen LIFESTREAM mitunter wenig Wert auf Akzentuierung: Breaks oder unerwartete Einschübe findet man auf ihrem Debüt vergleichsweise selten, zumeist reiht sich fließend Riff an Riff. Und doch hat „Post Ecstatic Experience“ seinen Reiz: Je länger man sich nämlich in das Album einhört, desto mehr Details gibt der dichte Sound preis. Meist eher simple Melodieführungen, atmosphärische Klang-Layer und der kehlige Gesang fügen sich stimmig ineinander – und wecken bisweilen Erinnerungen an eine Depressive-Black-Metal-Version der deutschen Imperium Dekadenz, die mit ähnlichen Stilmitteln eine vergleichbare Atmosphäre erzeugen. So hat „Post Ecstatic Experience“ auch immer wieder echte Höhepunkte: „Sad Thoughts Overdose“ mit seiner herrlichen Melodie sowie einem feierliche Background-Chor gehört hier ebenso dazu wie das düster-melancholische „Lifeless Solace“, in dem LIFESTREAM immer wieder in wahnwitzige Raserei verfallen.
LIFESTREAM spielen (Depressive) Black Metal, wie er im Buche steht: Düster, fließend, mit einem Hang zu melancholischer Monotonie. Langweilig wird „Post Ecstatic Experience“ dennoch nicht, was bei der Durchlaufzeit von immerhin satten 63 Minuten keine Selbstverständlichkeit ist. Gewiss, das Album braucht ein wenig, bis es dem Hörer seinen wahren Charakter verrät – wer sich jedoch davon nicht abschrecken lässt, kann an LIFESTREAM viel Freude haben.
Wertung: 8 / 10
14. April 2016 Moritz Grütz