Review Lyriel – Prisonworld

LYRIEL, eine Gruppe aus deutschen Landen, spielt nach eigenen Angaben „Romantic-Celtic-Rock“. Klingen tut das nach einer Mixtur aus Blackmore’s Night und Schandmaul, seichter, poppiger Rock mit einer bemüht mittelalterlichen Note. Leider gelingt es den Sieben – vier Herren und drei Damen – nicht im Ansatz, das musikalische Niveau dieser beiden Gruppen zu erreichen. Lyriel versacken metertief im Pop, kitschiger Gesang legt sich über zarte, behutsame Gitarren, verhaltenes Schlagzeug und seichte Keyboardklänge, gepaart mit Streichern. Sicherlich, das tut nicht weh, aber es tut auch nicht gut, besonders nicht einem Freund härterer Klänge. Gegen ruhige Musik zum Entspannen und Träumen ist durchaus nichts einzuwenden, aber muss es denn so zuckersüß klingen?

Ein paar Worte zu den Liedern: Nach einem Hoffnung machenden Intro macht der „flotte“ Titeltrack klar, dass man nicht viel zu erwarten hat. Vom Gesang her lässt Gloria Gaynor („I Will Survive“) grüßen, leider in dünnerem Gewand. „The Crown Of The Twilight“ klingt noch eine Nummer süßlich-klebriger, eine ideale Radio-Kuschelrock-Nummer, die mir überhaupt nicht zusagt. Mit „Symmetry Of Disfiguration“ versucht man’s etwas härter, schlägt aber auch fehl, dazu ist die Dynamik zu verkorkst. Der Gesang ist zudem so deutlich, dass man obendrein noch versteht, wie pathetisch die Texte ausfallen.
Und es fließt weiter, „The Singing Nightingale“ ist so sanft, wie der Name vermuten lässt. Bei dieser Ballade passt die zarte Stimme von Sängerin Jessica jedoch besser zum Gesamtbild. Die Akustikgitarren erinnern hier am Stärksten an die Band des Ex-Deep Purplers Richie Blackmore, es wird auf unnötige Pseudo-Rockelemente verzichtet. Von daher ist dieser Song, losgelöst betrachtet, ein kleiner Lichtblick.
Etwas weniger balladesk, diesmal in der trendigen Tolkien-Sprache Sindarin verfasst, kommt „Lind e-hueil“ daher. Streckenweise klingt die Stromklampfe gar nicht so schlecht, der Rest versumpft aber wieder. „There’s A Rainbow In The Rain“ wartet mit dem miesesten Refrain seit langer Zeit auf, da macht auch das flotte Gitarrensolo nichts wieder gut. Das Folgende „The Judgement Of My Harvest Heart“ klingt trotz seiner Gefühlsduselei hingegen echt gut, hier passen die zerbrechliche Singstimme und die melancholische Instrumentalbegleitung gut zusammen, dazu unterstützt ein Backgroundchor im Refrain. Warum nicht mehr Songs in diesem gelungenen Stil gehalten sind und stattdessen der Rest viel zu poppig klingt, ist mir ein Rätsel.
Das folgende akustische Interlude „Fate Of Knowledge“ klingt ebenfalls ganz stimmig. Die beiden letzten regulären Stücke „Day In June“ und „The Spring And The Flight“ bauen wiederum leider ziemlich ab. Mit zwei ungelungenen akustischen Versionen von „Symmetry Of Disfiguration“ und „The Crown Of The Twilight“ schließt „Prisonworld“ ab.

SO! Erstmal Ohren waschen, so geht das ja nun wirklich gar nicht. Diesen Kitsch hält man doch kein ganzes Album durch. Zwei, drei Songs, die das Prädikat „annehmbar“ tragen und ein Haufen lieblicher Unsinn, das ist „Prisonworld“. Man kann eben Rock oder Metal spielen, oder sich auf Balladen beschränken. Die Mischung dazwischen ist denkbar schwierig und gelingt bei Lyriel leider gar nicht. In erster Linie ist es der Gesang, der viel zu sehr an Popsängerinnen erinnert, dazu stört die mitunter wirklich triefende Pseudoromantik von Keyboard und Streichern. Einem Freund von leicht antik ausgelegtem Gitarrenpop sei diese CD empfohlen, jedem noch so toleranten Liebhaber schwermetallischer Künste rate ich ab.

Wertung: 3.5 / 10

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