Review Madsen – Na gut dann nicht

Die Gebrüder Madsen und Niko „Sexmachine“ Maurer melden sich knapp zwei Jahre nach ihrem letzten Album „Lichtjahre“ zurück. Und während besagte Scheibe mehr als einmal die Grenze zum Pop durchbrochen hat, wildert das neue Album in gänzlich anderen musikalischen Gefilden. Denn MADSEN machen jetzt Punk. „Na gut dann nicht“ heißt das spontan innerhalb von zwei Wochen entstandene Werk und – man mag es kaum glauben – bietet tatsächlich mehr Punk als so manche Szene-Veteranen auf ihren letzten Alben.

Statt der immer gleichen Plattitüden oder gar pathetischer Songs über Liebe servieren MADSEN einen lyrischen Rundumschlag gegen Nazis, Trump, Verschwörungstheoretiker, Influencer und Trash-TV-Sternchen. Die Wendländer schaffen es dabei aber, die richtige Mischung aus Witz, Ironie und Wut in ihren Texten zu finden. Gepaart mit ruppigen Riffs und simplem Drumming entsteht so die Quintessenz dessen, was guten Punk ausmacht. Einzelne Highlights herauszugreifen fällt schwer, trifft doch der Spruch „all killer, no filler“ auf „Na gut dann nicht“ zu 100 Prozent zu. Egal ob das hysterische „Supergau“, der desillusionierte Titeltrack oder das augenzwinkernde „Quarantäne für immer“, MADSEN feuern aus allen Rohren und dürften damit wohl den einen oder anderen Fan überfordern. Etwas aus dem Rahmen fällt das im hinteren Albumteil platzierte „Wir nennen dich Mücke“: Die Band feiert mit der Nummer ihren Live-Gitarristen Martin Krüssel (Spitzname Mücke), wodurch der Song zwar nicht politisch, dafür aber umso liebenswerter ist.

Noch sympathischer wird die Scheibe durch die diversen Wechsel am Mikro. Anders als sonst ist diesmal nämlich nicht nur Frontmann Sebastian Madsen für den Gesang zuständig, sondern auch seine Bandkollegen schreien sich die Seele aus dem Leib. Johannes Madsen trägt „Behalte deine Meinung“ nahezu alleine, Sascha Madsen verausgabt sich bei „Supergau“ und Niko Maurer grölt noch asozialer als Kassierer-Ikone Wölfi. Fast schon eine Schande, dass es sieben Alben gebraucht hat, bis die Hörer in diesen Genuss kommen.

Wenn ganz zum Schluss dann auch noch Literatur-Wunderkind Benjamin von Stuckrad-Barre alles sprachlich Wissenswerte über das Wort „Punk“ vorträgt, während im Hintergrund „Na gut, dann nicht“ läuft, wird das Album endgültig geadelt. Spontan, wütend, ehrlich, intelligent und unglaublich unterhaltsam – MADSEN legen mit „Na gut dann nicht“ den Prototyp eines erstklassigen Punk-Albums vor. Kaum zu glauben, aber die Indie-Rocker aus dem Wendland stellen damit die jüngeren Scheiben von Bands wie Turbostaat, Slime oder Betontod weit in den Schatten. Bleibt zu hoffen, dass „Na gut dann nicht“ nicht das letzte Punk-Album von MADSEN bleibt.

https://www.youtube.com/watch?v=eGoXhxkeCdk

Wertung: 9 / 10

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2 Kommentare zu “Madsen – Na gut dann nicht

    1. Hallo Rene, vielen Dank für deinen Kommentar. Freut mich, dass dir die Rezension und das Album gefallen. Bleib uns als Leser treu!
      Viele Grüße
      Juan

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