Review Mechanical Poet – Woodland Prattlers

MECHANICAL POET ist eine 3-köpfige Band aus Russland, die sich 2002 formierte und mit „Woodland Prattlers“ ein Album aufgenommen hat. Leider wird es dabei wohl auch bleiben, denn die Band hat sich 2005 aufgelöst und die Bandmitglieder werden in eigenen Projekten weiterarbeiten. Zumindest kann man sich damit rühmen, niemals ein schlechtes Album herausgebracht zu haben.

Beginnen wir also ohne große Umschweife mit ein wenig Name-Dropping: Danny Elfman! Der hat zwar, wie man dem Line-Up entnehmen kann, hier keinesfalls mitgewirkt, aber man wird sich eventuell ein wenig an seine unzähligen Soundtracks zu Filmen wie Corpse Bride oder Night Before Christmas erinnert fühlen, wenn man sich „Woodland Prattlers“ anhört. Denn immerhin besteht das Album zu etwas mehr als die Hälfte aus Metal, aber auch zum großen Teil aus komplexen Keyboard-Arrangements, die einen in die fiktive Welt von „Woodland Prattlers“ eintauchen lässt. In acht Episoden – bei „Main Titles“ und „End Credits“ handelt es sich, wie man sich denken kann, um Intro und Outro, „Will O‘ the Wisp“ ist ein kurzes Instrumentalstück“ – werden kleine Geschichten über verschiedenste Charaktere erzählt, die teils lustig, teils nachdenklich sind. „Strayed Moppet“ handelt zum Beispiel von einem jungen Zombie, der den Weg zurück zu seinem Friedhof sucht, in „Natural Quaternion“ geht es um die verschiedenen Elementgeister und wie sie ihr Leben leben und in der „Swamp-Stamp-Polka“ streiten sich zwei Trolle um eine Silbermünze.

Das Ganze ist musikalisch wirklich sehr ansprechend umgesetzt. Die Gitarren sind zwar nicht herausragend, aber doch mehr als solide, geben den Songs einen schönen rockigen Anstrich und lockern ein Stück auch gerne mal mit einem kleinen Solo auf. Die Keyboard-Arrangements fügen den Songs entweder tolle poppige Melodien hinzu, wie es bei „Strayed Moppet“ der Fall ist, die sich nicht so schnell aus den Gehörgängen lösen wollen, können aber genauso gut auch den Metal mal für eine längere Weile ablösen und durch ihren großartigen Aufbau begeistern, „Old Years Merry Funeral“ ist hierfür ein sehr gutes Beispiel, nachdem der Song erst ziemlich flott und hart losprescht, wird in der Mitte das Tempo herausgenommen und das Kompositionstalent von Lex Plotnikoff offenbart sich. Wenn auch alles aus dem Keyboard stammt, so hört es sich doch sehr professionell an und man misst ein richtiges Orchester nichtmal unbedingt.
Was man auch nicht misst sind mehrere Sänger, denn immerhin übernimmt Max Samosvat diesen Job ganz alleine und muss hierbei Schwerstarbeit verrichten, wenn er zum Beispiel im elfminütigen Song „Natural Quaternion“ in vier Rollen schlüpft und es dennoch schafft, allen durch unterschiedliche Gesangslagen Charakter zu verleihen. Das wird besonders dann zur Höchstleistung, wenn er selbst eine weibliche Rolle keinesfalls einer Sängerin überlässt, sondern alles aus sich herausholt um für einen kurzen Moment im Sopran süssliche Worte ins Mikrofon zu hauchen. Klingt komisch, ist aber so. Und auch sonst glänzt Max in vollem Maße, die rockigen Songs werden durch seine inbrünstig vorgetragenen Refrains zu richtigen Ohrwürmern, den ruhigeren Stellen kann er mit emotionalem, teils auch Choral-Gesang viel Atmosphäre verleihen und den Kampf der zwei Kobolde in „Swamp-Stamp-Polka“ bringt er so rüber, dass man als Hörer wohl kräftig grinsen muss. Alles in Allem harmonisieren die einzelnen Elemente von „Woodland Prattlers“ wirklich prima und bieten auch genügend kleine Details, die es zu entdecken gibt, so dass man von dem Album nicht so schnell wegkommen wird.

Als sei dies nicht alles schon schön und gut genug, wird dem Ganzen aber durch das Booklet noch das Sahnehäubchen aufgesetzt:
Die Geschichten, die erzählt werden, sind auch visuell umgesetzt worden in Form von Cartoons, in denen die Songtexte die Sprechblasen der einzelnen Figuren ausfüllen, die allesamt liebevoll gezeichnet sind und es macht einen Heidenspass die Cartoons beim Hören des Albums zu betrachten. Zwar ist es platztechnisch natürlich auch ein wenig begrenzt und kein Cartoon nimmt mehr als zwei Seiten des Booklets weg, aber es ist eine wirklich innovative Idee und wirkt in jedem Fall ungezwungen und einfach perfekt passend. Bei Cartoons muss man übrigens auch nicht unbedingt an Kinderkram denken, die Texte sind auf einem sehr ordentlichen Niveau und die Geschichten sowohl für jung wie alt gleichermaßen interessant zu lesen, sofern man denn nicht mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter jeglichen kindlichen Humor verloren hat. Hier hilft es dann mit Sicherheit wieder, wenn man Danny Elfman-Fan ist, da die Filme, die er mit einem Soundtrack versehen hat, auch in etwa in diese Richtung gehen.

Was bleibt also noch zu sagen? „Woodland Prattlers“ ist definitiv ein Geheimtipp und kann einem ein paar schöne Stunden voller Spaß und Träumerei bescheren. Ich bin sicher, die einzelnen Bandmitglieder werden mit ihren Projekten in Zukunft noch von sich hören machen, da jedem doch einiges an musikalischem Talent zugeschrieben werden kann. Auf „Woodland Prattlers“ hoffe ich mit diesem Review aufmerksam gemacht zu haben, ein Reinhören lohnt sich auf jeden Fall.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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