Irgendwo ist es immer wieder faszinierend, wie viele Bands es doch gibt. Da hört man seit Jahren intensiv (deutschen) Black Metal, und dennoch kommt man nicht umhin, ständig festzustellen, dass es Bands gibt, die bereits seit fast zehn Jahren existieren, relativ zuverlässig alle paar Jahre ein Album veröffentlicht haben und trotzdem gänzlich an einem vorbei gegangen sind.
Die Hessen MEMBARIS sind so eine Kapelle – stellt ihr drittes Studioalbum, „Grenzgänger“, doch zugleich auch meinen ersten Kontakt mit der Formation dar, über deren Existenz ich zuvor nicht einmal bescheid wusste.
Nach einem kurzen, in den ersten Track integrierten Intro mit Filmsample legt „Grenzgänger“ auch gleich mit „A Mind Full Of Captured Stars“ los, einem Zehnminüter, welcher von Uptempo-Riffing bis zu eher schleppenden Midtempo-Passagen alles zu bieten hat und trotz seiner Länge einen durchaus gelungenen Einstieg in das fast einstündige Werk von MEMBARIS bietet. Und so unterhaltsam wie der erste Track bereits andeutete, geht es auch mit dem Rest des Albums weiter: Zwar braucht der ein oder andere Song mehr als einen Durchlauf, jedoch kristallisiert sich spätestens dann heraus, dass MEMBARIS durchaus Gespühr für das Prinzip Black Metal haben – huldigen sie mit „Grenzgänger“ zwar sehr offensichtlich dem klassischen Schwarzmetall, interpretieren dessen Ansätze jedoch durchaus eigenständig. Was dabei herauskommt, ist eine Stunde truen Black Metals – das wirklich Faszinierende daran ist, dass MEMBARIS es schaffen, ohne großartig neue Ideen ein Album abzuliefern, was eigentlich über seine komplette Laufzeit hinweg nicht langweilig wird, sondern ständig zu wohlwollendem Nicken verleitet. Einen nicht zu verachtenden Anteil dazu trägt definitiv die Produktion bei: Hier wurde auf einen sehr „naturbelassenen“, rohen Sound Wert gelegt, ohne dass man sich dabei jedoch hinter einer Wand aus Gitarren-Soundbrei verstecken würde: Trotz der sehr schwarzmetallen und extrem verzerrten Gitarren hört man hier jede Feinheit heraus, geht das Schlagzeug nicht unter und ist auch der Gesang stets gut vernehmbar – wohl eines der Geheimnisse von „Grenzgänger“:
So sind es nämlich neben den flotten Riffs nicht zuletzt die hasserfüllte Stimme von Vokalist Kraal sowie das treibende Drumming von Schlagzeuger Obscurus, die „Grenzgänger“ den nötigen Arschtritt verpassen.
„Grenzgänger“ ist, da muss man sich nichts vormachen, sicher nicht das innovativste, abwechslungsreichste oder eigenständigste Album es Jahres – muss es aber nicht, erfüllt es nämlich eine andere Aufgabe mit Bravour: Nämlich zu beweisen, dass truer Black Metal auch 2010 noch Freude bereiten kann. Wer ein Faible für harten, schnellen und ungeschliffenen Black Metal hat, der nicht klingt, als hätte man ihn vor dem Pressen noch sterilisiert, kann hier durchaus einmal reinhören – auf genau diesem Gebiet bieten MEMBARIS hier nämlich ein Album von durchweg guter Qualität.
Wertung: 8 / 10