Review Mors Principium Est – Embers Of A Dying World

Über inzwischen 18 Jahre hinweg hat sich die finnische Formation MORS PRINCIPIUM EST zu einer Vorzeigegröße finnischen Melodic Death Metals hochgearbeitet. Mit fünf in der Szene geschätzten Alben konnte sie sich eine große Fanbase erspielen. Nun erscheint ihr sechstes Werk mit dem Namen „Embers Of A Dying World“, mit dem der Vierer zwar kein grundsätzlich neues, aber klanglich etwas sinfonischeres Gebiet beschreitet.

Nach dem etwas ulkigen, an Quizshow-Musik erinnernden Intro „Genesis“ legen die Finnen dann auch gleich ganz bombastisch mit „Reclaim The Sun“ los. Oder besser gesagt, bombastisch gemeint. Denn im Gegensatz zu den orchestralen Elementen bei Symphonic-Metal-erprobten Bands wie Carach Angren oder Fleshgod Apocalypse – die hier stilistisch klar als Vorbild dienten – klingen diese bei MORS PRINCIPIUM EST eher billig. Das liegt zum einen am Klang der Samples selbst, zum anderen vermag die auf Melodic Death Metal spezialisierte Combo ihre Arrangements nur selten gekonnt mit der Musik zu verweben, sondern legt sie meist einfach oben auf den reinen Metal-Track drauf, wahlweise als Fläche oder akzentuierte Schläge. Das wirkt nicht nur einfallslos und effekthascherisch, sondern klingt auch entsprechend eher klischeehaft als tatsächlich episch. Dennoch präsentiert der Song als einer von vielen auf der neuen Platte auch die unzweifelhaften Stärken der Band: hyperpräzise eingespielte, verschlungene Gitarrenriffs und zahlreiche Ohrwurmmelodien zu kraftvollem Schlagzeugspiel. Glücklicherweise bleiben die Symphonic-Ausbrüche sowie vereinzelte, lieblose Versuche, mit Electronica-Passagen modern zu klingen, auf „Embers Of A Dying World“ in einem überschaubaren Rahmen. Stattdessen kann die Band mit einigen starken Songs punkten. „The Colours Of The Cosmos“ und „In Torment“ etwa brettern brachial und gleichzeitig äußerst eingängig auf den Hörer los. Das wundervoll schaurige „The Ghost“ und das überwiegend düster gehaltene „Into The Dark“ machen dagegen in Sachen Sound ihren jeweiligen Namen alle Ehre.

Produktionstechnisch haben MORS PRINCIPIUM EST sich auf „Embers Of A Dying World“ überraschenderweise für einen organischeren Klang entschieden als noch auf den sehr glattgebürsteten und perfektionierten Vorgängeralben „Dawn Of The 5th Era“ oder „…And Death Said Live“. Angesichts der vereinzelten Symphonic-Versuche mag das zwar sinnvoll erscheinen und lässt die Truppe tatsächlich lebendiger klingen, jedoch zeigen genau diese Teile, dass das leicht unausgeglichene Mixing den Bassbereich etwas zu stark hervorhebt, wohingegen gerade bei den Gitarren in höheren Frequenzen einiges an Druck verlorengeht und diese daher ein wenig dünn klingen. Nichtsdestotrotz funktioniert der Sound für die Musik auf der neuen Scheibe überwiegend ziemlich gut – was man dieses Mal von den gemächlicheren Stücken nicht behaupten kann.
Das verständlicherweise nur als Bonustrack enthaltene „The Drowning“ düdelt in der Mitte des Albums etwas belanglos vor sich hin. Gleich das nachfolgende Stück „Death Is The Beginning“ macht es nicht viel besser. Zwar kann der Song mit einem schönen, weiblichen Klargesangs-Part punkten, angesichts der ansonsten unauffälligen, zäh aus den Boxen tropfenden Komposition wirkt dieser Gastauftritt allerdings umso verschenkter. Abgesehen von diesen zwei Ausrutschern machen aber alle anderen Songs ziemlich großen Spaß. Wenngleich die Band ihr schon immer bestehendes Problem der harmonischen und melodischen Vorhersehbarkeit ihrer Songs, insbesondere ihrer Refrains, auch auf ihrem sechsten Album nicht in den Griff bekommen konnte, versteht sie es trotzdem noch immer, fetzigen und leicht verdaulichen Melodic Death Metal klassisch-finnischer Spielart abzulieferen.

Die etwas unbeholfenen Symphonic- und Electronic-Versuche mal beiseitegelassen, schaffen es MORS PRINCIPIUM EST auch auf ihrem neuesten Werk „Embers Of A Dying World“, solide und spaßige Musik zu produzieren. Mit einem etwas lebendigeren, dieses Mal nicht gnadenlos überproduzierten Sound und viel schiebendem Midtempo klingen die Finnen als Band realer als je zuvor. Dass die Musik kompositorisch immer noch keinen Innovationspreis gewinnen wird, ist etwas schade, war aber auch nicht wirklich anders zu erwarten. Fans können jedenfalls bedenkenlos zugreifen und sich auf ein weiteres, gut gemachtes Album freuen.

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Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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