Review Mystic Prophecy – Ravenlord

Eier, wir brauchen Eier!
Nicht nur im Fußball, auch im Metal ist diese Weisheit gerne gesehen. Im oft von Eunuchen und Fröhlichkeitsfanatikern geplagten Power Metal erst recht, und da lässt sich MYSTIC PROPHECY nicht lumpen und schickt sich an, es dem Titan recht zu machen. „Dark Heavy Power Metal“ sagt das Label zu diesem Versuch und irgendwie trifft es das trotz etwas übertriebener Marketing-Kreativität schon auch.

Die deutsch-griechische Combo musiziert nun schon ein Jahrzehnt lang, mit „Ravenlord“ hauen sie bereits ihr siebtes Album hinaus, eine stolze Zahl. Bisher haben sie es trotz ihres Arbeitseifers geschafft, mehr oder weniger spurlos an mir vorbeizuziehen, von daher fallen Vergleiche zu den früheren Alben an dieser Stelle weg. Als „härteste deutsche Power/Heavy Band“ werden MYSTIC PROPHECY nun also angepriesen und tatsächlich, härter als der Großteil ihrer Konkurrenz sind sie mit Sicherheit. Der Sound ist düster wie eine Höhle, bei den Riffs wird eher der schwere Morgenstern als der filigrane Säbel geschwungen und dabei alles andere als subtil in Richtung melodischem Death und Thrash Metal gezielt. „Die Now!!“ ist ein gutes Beispiel dafür, dem Liedtitel entsprechend wird aggressiv gebolzt und ordentlich auf die Fresse gegeben, dabei vergisst man aber nicht, ein paar feine Melodien einzuweben. Und das ist es dann auch, was MYSTIC PROPHECY ausmacht: Immer wieder diese finsteren, schweren Riffs, unaufdringlich verschmolzen mit kitschfreien Melodien. Über diesem instrumentalen Stahlbad wacht mit Liapakis ein charismatischer Sänger, der trotz dunklerer Stimmfärbung nicht selten an einen Bruce Dickinson in Bestform erinnert. Gesanglich hat er einiges drauf, bei „Eyes Of The Devil“ etwa knallt er dem Hörer Gesangsharmonien um die Ohren, die auch einem Matt Barlow gut zu Gesicht gestanden hätten, „Hollow“ dagegen lässt mich an die melodische Seite eines Robb Flynn denken.

Highlights gibt es zuhauf, „Eyes Of The Devil“ und „Wings Of Destiny“ sind begeisternde Power Metal-Hymnen, „Damned Tonight“ ein thrashiger Kracher und der Opener „Ravenlord“ ein mitreißender Stampfer. Dem schweren Gitarrensound anzurechnen ist, dass MYSTIC PROPHECY meist im Midtempo unterwegs sind, was die heftigen Ausbrüche dann noch kraftvoller erscheinen lässt. Einzig das Ozzy-Cover „Miracle Man“ finde ich überflüssig und „Cross Of Lies“ etwas schwächer als den Rest, das fällt aber auch nicht sonderlich ins Gewicht beim guten Gesamteindruck.
„Ravenlord“ ist ein starkes Album geworden, einzig und allein ein roter Faden ist schwerlich erkennbar, da die Songs unter sich eben ziemlich viel Abwechslung bieten. Anfangs wirkte das auf mich noch wie ein recht wilder Power-/Thrash-Mix, ein paar Hördurchgänge später passt aber alles, trotz instrumentaler und gesanglicher Variationen, wunderbar zusammen. Power Metal mit Eiern, hier haben wir ihn!

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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