Oftmals bietet ja schon der erste Eindruck, zumeinst beruhend auf dem Cover beziehungsweise Booklet-Layout, dem Titel, sowie dem Bandnamen einen ersten Anhaltspunkt, was einen wohl erwartet, wenn man den Silberling in den Player wandern lässt.
Hätte ich allein anhand dieser Kriterien bei „Downfall/Collapse“ der ungarischen Band NEOCHROME einen Tipp abgeben müssen, hätte wohl, durch den hier vermittelten Gesamteindruck in die Irre geleitet, zimlich danebengelegen – spricht doch mit dem Namen der Band und der CD, dem Artwork, das mich ein wenig an „Resident Evil“ erinnert, sowie den Liedtiteln eigentlich alles für Neothrash oder meinetwegen auch Melodic-Death Metal mit -core-Einschlag.
Doch was die Musiker hier abliefern, ist wohl ohne größere Zweifel zuerst einmal als waschechter Black Metal einzuordnen (auch wenn vorwegnehmend gesagt werden muss, dass mich der Schein nicht gänzlich getäuscht hat, aber dazu später mehr). „Across The Hidden Levels“ legt sogleich mit stürmischem Schlagzeug-Geschütz los, dazu groovende Riffs und bösartigster Keiffgesang. Ein Vergleich zu den schwedischen Kollegen der Panzerdivision Marduk liegt sogleich nahe, was sich einerseits an einigen Riffs festmachen lässt, die durchaus mit Groovemonstern, wie sie meinetwegen auf „World Funeral“ zu finden sind, mithalten können, andererseits am Gesang, der doch mehr als deutliche Parallelen zum damaligen Leitwolf des schwedischen Rudels, Legion, aufzuweist. Auch erinnert so manch infernalisches Geknüppel und auch der Sound spontan an 1349, und in ähnlicher Art und Weise könnte wohl noch so mancher Vergleich herangezogen werden… und doch trifft keiner davon des Pudels Kern – wer nämlich bei „Downfall/Collapse“ ein trues Black Metal-Album erwartet, wird wohl auch nicht zu 100% zufriedengestellt werden.
Neben den Aspekten, die derart klassisch-schwarzmetallene Vergleiche nahelegen, bietet „Downfall/Collapse“ nämlich noch einiges mehr: Progressiv angehauchte Riffs und Songstrukturen, aufgewertet durch Tempowechsel, Synthesizer-Arrangements, viele melodiösere Songabschnitte und auch ansonsten in eigentlich allen Richtungen ein gutes Maß an Vielfältigkeit.
So entsteht ein nicht all zu unkonventioneller Stil, der aber dennoch die nötige Eigenständigkeit und Weiterentwicklung aufweist – auch wenn ich die sehr moderne Atmosphäre, die durch das „Drumherum“ wie Layout, Bandname, Albumtitel oder, last but not least, das Auftreten der Band (Corpsepaintfrei und relativ unspektakulär-durchschnittlich) generiert wird, nur schwer mit der Musik, die hier geboten wird, verbinden kann.
Zwar wartet das Album auch mit einigen Parts auf, die zu diesem moderneren Image passen mögen, der Großteil des Albums hätte aber wohl durch ein etwas „böseres“, vielleicht auch „trueres“ Auftreten an Durchschlagskraft und Authentizität gewonnen.
Wer die Riffs und die Atmosphäre von Kapellen wie beispielsweise Marduk zu schätzen weiß, diese allerdings als zu eintönig oder primitiv erachtet, könnte mit NEOCHROME genau das Richtige gefunden haben – bieten diese mit „Downfall/Collapse“ zwar sicherlich nichts gänzlich neues, wissen jedoch alte Traditionen elegant und gekonnt in 21. Jahrhundert zu transferieren und den Stil dabei nicht im Übermaß, aber doch in einigen Aspekten angemessen durch „Modernisierung“ aufzuwerten, ohne die Wurzeln aus den Augen zu verlieren.
Wertung: 7 / 10