Review Netherbird – The Ghost Collector

Keiner gibt es zu, aber im stillen Kämmerlein traut sich wohl doch noch der ein oder andere, ab und zu mal eine Cradle of Filth-CD einzulegen. Für all jene, die in Furcht vor Entdeckung dieser Ader ihr Leben fristen, könnte NETHERBIRD die lang herbeigesehnte Erlösung sein: „The Ghost Collector“ kann ohne weiteres als schwedische Antwort auf Alben wie „Midian“ oder „Nymphetamine“ gelten. Im Gegensatz zu den Briten ist man aber nicht mit dem Vorwurf belastet, vorsätzlich kommerzielle Marketing-Strategien anzuwenden oder angewendet zu haben.

Die Parallelen sind unverkennbar: Wuchtige, flotte Riffs, abartig hohes, fanatisches Gekreische im Wechsel mit aggressiv hingerotzten Growls, unterlegt von knatterndem Schlagzeug. Dazu gesellen sich mitreißende, dynamische Lead-Melodien, ab und an eingestreute Klavier-Zwischenspiele und der scheinbar ebenfalls obligatorische Frauengesang.
Der einzige Punkt, an dem man den „großen Brüdern“ vielleicht noch etwas hinterher hinkt, ist die Produktion, die nicht ganz so druckvoll wirkt, wie die der neueren Releases der Truppe um Dani Filth. Dafür hat man in einem wichtigeren Aspekt die Nase meiner Meinung nach vorn: „The Ghost Collector“ ist stilvoll, oder besser: elegant. Egal ob in eigentlich recht kitschigen, ruhigen Flüsterparts, in den großen Dramatik-Momenten des Albums oder in Sequenzen, in denen einfach mal nur drauflosgeballert wird: Alles versprüht einen unwiderstehlichen Charme, dem man relativ schnell verfällt, wenn man sich einmal drauf eingelassen hat, während Cradle of Filth mich doch in diversen Momenten ein wenig langweilen. Ansonsten dürften beide Truppen etwa gleichauf sein, was Atmosphäre und Kitsch angeht.

Keine Frage: Hier wird nichts wirklich Neues geboten, die angestellten Vergleiche sind berechtigt und nicht von der Hand zu weisen, teilweise ist es auch schwierig, gegen „Plagiat!!!“-Rufe zu argumentieren. Trotzdem darf man „The Ghost Collector“ als überaus gelungene Scheibe bezeichnen, der vielleicht noch ein Schuss mehr Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein fehlt, um die Aufmerksamkeit der breiten Masse zu erregen. Interessenten hören mal in „Lighthouse Eternal (Laterna Magika)“ und „The Beauty of Bones“ rein. Mir gefällt dieses Debut aber schonmal sehr gut, ein gelungener erster Schritt auf dem Weg, NETHERBIRD langfristig in der Szene zu etablieren.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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