Bei NOCTEM aus Valencia, Spanien, handelt es sich mal wieder um eine relativ typische, Südländische Extreme-Metal-Band: Die Biographie strotzt vor Motiven wie dem Wunsch nach Verbreitung von Gewalt, reinem Hass und Misanthropie, der Bandname ist, ähnlich dem Logo, mäßig kreativ, und das Hauptaugenmerk der Musik liegt auf „schnell“… nungut.
Um etwas ins Detail zu gehen: NOCTEM spielen eine recht extreme Mischung aus Death und Black Metal, die ein wenig an mittelneue Vader oder Behemoth erinnert… jedoch, soviel sei leider schon an dieser Stelle vorweggenommen, ohne dabei sonderlich cool zu sein.
Und das hat gleich mehrere Gründe. Einer ist sicherlich, dass die Musik von NOCTEM so schlichtweg nichts hat, was irgendwie hängenbleiben würde (oder sollte) – rasendschnell wird hier geblastet und doppelt gebased, dazu sägt Exo seine Riffs und Beleth singt. Bis hierher könnte ja alles noch ganz annehmbar werden, sind die Songs als solche zwar vielleicht belanglos, jedoch nicht schlecht.
Schlecht ist vielmehr beispielsweise der Gesang, der derart hohl, drucklos und effektbeladen klingt, dass man sich fragt, was diesen Mann generell dazu auszeichnet, sich zum Sänger berufen zu fühlen. Viel drastischer jedoch noch, und dieser Punkt ist wirklich zentral, ist es der Sound, der „Divinity“ für mich alles andere als göttlich macht:
So schallt das Album derart steril und totproduziert aus den Boxen, dass man sich fragt, warum die Band die Stücke nicht gleich programmiert und mit halbwegs anhörbaren Midisounds versehen hat, oder aber nicht zugibt, dass sie so vorgegangen ist. Sicherlich, Doublebase in diesem Tempo tight zu spielen, ist eine Herasuforderung – wenn man jedoch diese umgeht, indem man das Dings so Triggert, dass man am Ende auch gleich einen Drumcomputer nehmen hätte können, fragt man sich, wozu sich Bands wie diese überhaupt die Arbeit mit Drumrecordings machen. Selbiges gilt in ähnlicher Weise auch für die Gitarren: Derart steril sägen diese aus den Bochsen, dass selbst bei den Soli oder dem Cleanpart von „In The Aeons Of Time“ jegliche Dynamik flöten geht.
In Ausnahmefällen mag ein derartiger Sound vielleicht passen – mir fällt an dieser Stelle mit Vaders (zugegebenermaßen nicht zuletzt gerade wegen dieses sterilen Sounds so großartigen) „The Art Of War“-EP nur eine einzige Veröffentlichung ein, auf die das wirklich zu 100% zutrifft. In allen anderen mir bekannten Fällen ist ein derartiger Versuch gründlich in die Hose gegangen – selten jedoch derart wie in diesem Fall.
Da hilft es auch wenig, dass man mit Christos Antoniou (Septicflesh,Chaostar) und Leal (Forever Slave) mit zwei halbwegs bekannten Gastmusikern aufwarten kann – wenn auch an dieser Stelle angemerkt sein sollte, dass die Orchesterversion von „Divinity“, bei der Antoniou beteiligt ist, durchaus ei Höhepunkt des Albums hätte sein können – wäre die Kombination aus Orchester und Plastikgitarren und gefühltem Drumcomputergehacke nicht noch grausamer als letztgenanntes ohne Orchester, wie die als Bonustrack beigefügte, orchesterlose Version des Songs im direkten Vergleich beweist.
Insgesamt kann man NOCTEM sicher keine Talentlosigkeit, sehr wohl jedoch Takt- beziehungsweise Geschmacklosigkeit bei der Wahl des richtigen Sounds vorwerfen. Wer auf Black-Death-Geballer a la Vader steht, und sich nicht davon abschrecken lässt, dass ein komplettes Album programmiert klingt, darf hier gerne zugreifen, alle anderen dürfen sich damit trösten, dass sie nicht wirklich etwas verpassen, verzichten sie auf den Genuss von „Divinity“ – objektiv gesehen bekommt man all das andernorts besser.
Wertung: 5 / 10