Review Nothing Lies Beyond – Fragile Reality

2011 wurde die israelische Band NOTHING LIES BEYOND gegründet und nun, fünf Jahre später, legen die fünf Melodic-Death-Metaller ihr Debüt „Fragile Reality“ vor. Melodischer Todesmetall der Göteborger Schule soll es sein und tatsächlich klingen die Neulinge auf ihrem Erstlingswerk sehr auf ihre Wurzeln bedacht. Dennoch haben sich auch einige moderne, dem Core entlehnte Einflüsse eingeschlichen, sodass NOTHING LIES BEYOND gewissermaßen mit einem Bein im Damals und mit dem anderen im Jetzt stehen. Ob dieser Spagat wirklich gutgeht?

Im Intro „Redemption“ entführen NOTHING LIES BEYOND den Hörer mit Kettenrascheln und einengenden Synthesizern erst mal in einen düsteren Kerker, der Rest des lediglich 32 Minuten dauernden Albums gehört jedoch ganz dem Melodic Death Metal. Die Finsternis des Intros sucht man in weiterer Folge jedoch vergebens. Aggressiv sind die Tracks auf „Fragile Reality“ allemal, die hohen Screams und tiefen Growls sprechen eine deutliche Sprache, die Riffs hauen auch ordentlich rein und das ungestüme Drumming wird nicht selten um treibende Double-Bass-Einlagen erweitert. Von Atmosphäre kann hierbei jedoch nicht die Rede sein.
In puncto spieltechnische Raffinesse können NOTHING LIES BEYOND schon eher punkten, so ziehen sie einige coole Soli aus dem Ärmel und bauen manchmal sogar akustische Passagen ein („Lost“). Jedoch wird recht schnell klar, dass das Quintett seine Songs größtenteils nach ein und demselben Schema aufbaut: in der Strophe abgehackt, treibend, aggressiv und im Refrain getragener, melodischer. Dadurch werden vor allem die Strophen schnell langweilig, es fehlt viel zu sehr an guten Melodiebögen. Wenn NOTHING LIES BEYOND dann doch auf Melodie setzen, ist diese meist ziemlich cheesy oder ausgelutscht.
Ebenso kitschig sind die Texte, die vor Metalhead-Rebellen-Klischees geradezu triefen. Das Paradebeispiel ist in diesem Zusammenhang „We Are The Revolution“, das man für seine müden Gangshouts und Breakdowns beinahe schon bemitleiden kann. Da hilft auch kein Auf-Dicke-Hose-Machen wie zu Beginn von „Fading Behind False Eyes“, bei dem auf einleitende gepresste Growls zum Glück wider Erwarten kein stumpfes Breakdown-Gemetzel folgt. Auf „Visions“ beweisen NOTHING LIES BEYOND immerhin, dass sie doch dazu imstande sind, packende, epische Riffs zu schreiben, zumindest als Einleitung.

„Fragile Reality“ beinhaltet durchaus ein paar ganz gute Stellen, hin und wieder wurden NOTHING LIES BEYOND also doch von der Muse geküsst. Für ein ganzes Album reicht das jedoch noch nicht, selbst wenn es nur eine gute halbe Stunde lang ist. Die abgehackten, mittelmäßigen Gitarren ähneln einander viel zu häufig, die Melodien wirken immer wieder unpassend und auch sonst gibt es nicht viel Außergewöhnliches auf diesem Album zu entdecken. Bis NOTHING LIES BEYOND einen Song vom Format eines „Artifacts Of The Black Rain“ erdenken können, ist es jetzt definitiv noch zu früh.

Wertung: 4 / 10

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