Review Novembre – URSA

Neun lange Jahre mussten Fans von NOVEMBRE auf neue Musik warten, doch nun ist es endlich soweit: die Italiener liefern mit „URSA“ den Nachfolger zu „The Blue“ ab und entschädigen uns für die Wartezeit mit über einer Stunde an neuem Material. Sowohl das ästhetische Cover-Artwork als auch das von George Orwells sozialkritischem Roman „Animal Farm“ inspirierte Textkonzept machen bereits vor dem Hören äußerst neugierig, aber können NOVEMBRE den dadurch erweckten Erwartungen auf ihrem nunmehr achten Album auch gerecht werden?

Für alle Unwissenden: Der Stil des italienischen Vierers lässt sich am besten als untypisches Gebräu aus Death/Doom, Gothic und Progressive Metal beschreiben. Bezüglich des Gesangs sollte man sich von der erstgenannten Kategorisierung jedoch nicht in die Irre führen lassen, denn bei NOVEMBRE geben vor allem die sanften, sphärischen Clean-Vocals den Ton an. Beeindruckend sind die zwar kaum (auch wenn angemerkt werden muss, dass sich die Band dadurch von vielen Genre-Vettern anhebt), aber sie fügen sich gut in die Songstrukturen ein und passen einfach zur stimmungsvollen Instrumentierung. Die Growls werden demgegenüber etwas sparsamer eingesetzt, aber noch oft genug, um für den Gesamteindruck relevant zu sein.
Etwas mehr Raum hätten sie aber doch verdient, zumal sie wirklich aggressiv klingen und das Gegrunze so manch anderer Band in den Schatten stellen (man höre sich nur den Ausbruch in „Agathae“ an). Derselbe Hang zur sanfteren Seite des Metals macht sich auch im Gitarrenspiel bemerkbar, wenn auch nicht ganz so einseitig. Atmosphärische Clean- und Akustikgitarren gibt es zuhauf, genauso aber auch raue Rhythmusgitarren, griffige, kraftvolle Riffs („Annoluce“, „Bremen“) und kunstvolle Prog-Soli wie im bereits genannten, weitgehend instrumentalen „Agathae“, das mit gut 9 Minuten der längste Track der Platte ist und eindrucksvoll beweist, dass NOVEMBRE ihre Musik auch ohne Vocals interessant zu gestalten verstehen.
Auch in Bezug auf Drums und Keyboards enttäuschen die Italiener keineswegs, erstere werden im Vergleich zu den meisten Doom-Kapellen mehr variiert, zudem werden öfters Double-Bass-Salven auf den Hörer losgelassen. Die Keyboards fallen von allen Instrumenten noch am wenigsten auf (ja, sogar der Bass hat im Mix die Nase vorne), doch das ist gut so, denn sie erfüllen damit hinreichend ihren Zweck, den allgemeinen Sound noch etwas fülliger zu machen, ohne dabei den übrigen Instrumenten die Show zu stehlen. Es lässt sich also sagen, dass die Musiker bei NOVEMBRE gekonnt zusammenarbeiten.

Obwohl, wie bereits angesprochen, der Härtegrad nicht allzu stark ausgeprägt ist, handelt es sich bei „URSA“ keineswegs um leichte Kost. Die Songs benötigen einige Zeit, bis die Rechnung aufgeht und man sie sich einprägt, von da an wissen sie aber durchaus zu gefallen. Ein tolles Album ist „URSA“ aber allemal, nur eben eines, das erst mit mehrmaligem Hören sein Potential offenbart. Die Stärke von NOVEMBRE liegt nämlich offensichtlich nicht darin, einzelne Über-Songs zu schreiben, sondern vielmehr darin, das allgemeine Niveau über mehrere Songs konstant aufrechtzuerhalten. Anspieltipps gibt es deswegen keine, aber ein Reinhören in das Album ist definitiv angeraten, insbesondere jenen, die die erwähnten Genres mal in stimmiger Kombination hören wollen.

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Wertung: 8 / 10

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