Review Obsidian Kingdom – Meat Machine

In der Regel ist der „FFO-Hinweis“ („for fans of …“) auf CDs vollkommen nutzlos: Kann man sich darunter etwas vorstellen, wird man meist enttäuscht, weil die so beworbene CD mit ziemlicher Sicherheit nicht so klingt. Da ist es fast vielversprechender, wenn der Hinweis keine Erwartung, sondern Ratlosigkeit hervorruft. Wie bei OBISIDIAN KINGDOM. „Recommended if you like: Scott Walker, Ulver, Deftones, Death Grips, Daughters heißt es da über das neue Album „Meat Machine“ – eine Beschreibung, die eher Fragen aufwirft, als Erwartungen schürt: weil man zu dieser kruden Kombination eben nicht direkt einen Sound im Ohr hat.

Tatsächlich sind nicht alle genannten Bands tatsächlich im Sound der Katalanen wiederzufinden – vor allem aber ist „Meat Machine“ noch vielseitiger, als die gemeinsame Nennung der Elektro-Avantgarde-Truppe Ulver, der noisigen Death Grips und der Alternative-Rocker Deftones erwarten lässt: Vom Opener „The Edge“ an begeistert „Meat Machine“ als stilistisches Panoptikum. Mal brechen OBSIDIAN KINGDOM fieses Riffing mit viel Groove, das – wie auch der Gesang – an die Black-Jazzer Shining denken lässt, völlig unerwartet mit der zarten Stimme von Sängerin Jade auf („The Edge“). Mal lassen sie sich – wie auf dem Vorgängeralbum „A Year With No Summer“ – in Richtung Post-Rock („Mr. Pan“) treiben, mal in Richtung Dark-Rock („Meat Star“ – man denkt an neuere Secrets Of The Moon). Und immer wieder driften OBSIDIAN KINGROM in Richtung Prog-Rock („Naked Politics“): Dann prägen unversehens ausladende Soli und geschwungene Gesangslinien zu etwas ruhigerer Atmosphäre das Bild.

Doch OBSIDIAN KINGDOM gehen noch weiter: Im musikalisch tatsächlich (zwischenzeitlich) mit Ulver vergleichbaren „Flesh World“ dominiert pathetischer Frauengesang – hier werden Erinnerungen an alte Septicflesh wach – der in eine beschwörende Messe umschlägt. Und tatsächlich erinnert der experimentelle Alternative Metal, der das Album wie Kit zusammenhält, an den 1990er-Jahre-Stil der Deftones. Dass „Meat Machine“ gerade in der zweiten Hälfte zunehmend elektronisch geprägt sein könnte („Vogue“), ist in diesem Moment so wenig absehbar wie es, als es dann so weit ist, überraschend ist: Längst sollte klar sein, dass man bei OBSIDIAN KINGDOM immer mit allem rechnen muss. So kommt auch der „Upfuck“ noch: An die Härte von Death Grips oder Daughters reicht es zwar nicht heran, wenn OBSIDIAN KINGDOM in „Womb Of Wire“ mit Noise-Elementen arbeiten – um den von „Meat Machine“ bislang gewonnenen Eindruck nochmals kräftig durcheinanderzuwirbeln, reicht es aber allemal aus.

Vor allem der Gesang von Jade Riot Cul, die erst 2019 zur Band gestoßen ist, macht bei „Meat Machine“ den Unterschied: War stilistische Vielfalt schon vom Debüt „Mantiis“ an eine Konstante im Schaffen von OBSIDIAN KINGDOM, sorgt der weibliche Gesang im eh schon abwechslungsreichen Schaffen der Band für gänzlich neue Stimmungen. Dass sich die Katalanen zudem ein komplett neues Bandkonzept inklusive passenden Outfits überlegt haben, rundet den Gesamteindruck von „Meat Machine“ ab: Wie überraschend die Musik auch klingen mag – bei OBSIDIAN KINGDOM bleibt nichts dem Zufall überlassen.

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Wertung: 9 / 10

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