Review October File – A Long Walk On A Short Pier

Und wieder einmal heißt es: Stillgestanden und zugehört. Da flattert mir eines Mittags doch glatt das Debut des britischenNewcomer Quartetts October File ins Haus. Um es gleich vorweg zu sagen: Nein, es ist kein Mainstream-New Metal, wie man ihnaller Vielfalt aus den Staaten kennt. Der Begriff ist bereis so verpönt, das man automatisch Spott erntet, sobald auch nureine Band versucht, diverse Vorreiter dieses Genres nachzuahmen (Linkin Park). Doch Spaß beiseite. Bei October File geht esweder um Rap noch um Scratching. Alles ist handgemachte Ware in Form einer Audio CD. Den Dinnier-Tisch mit elf Gängengedeckt bitten die Herren zu speisen.

Vornehm wird das Ganze natürlich zuerst mit einem Intro eingeleitet („Overture Of An Underwriter“). Wieso auch nicht?Heutzutage braucht ein eigenständiges Album auch einen guten Einstieg. Dieser zieht sich in diesem Falle über eine Minutehin und beinhaltet lediglich Gitarren- und Schlagzeugspiel der etwas raueren Art. Dann bricht aber das richtige Albumlos.
Was einem auffallen wird, ist, dass October File an nichts gefeilt zu haben scheinen. Die Gitarren werden gnandenlos kantigund brachial serviert, auch gesanglich keine Sonderfaxen. „Dead Air Transmission“ wirkt hektisch. Das Schlagzeug treibt denSong schnell voran, angeführt von Vocalist Ben Hollyer, der sich scheinbar einen erbitterten Kampf mit Fräulein Luziferhöchstpersönlich zu liefern scheint. Gesanglich erinnert es ein bisschen an Boy Sets Fire. Der beständig schreiende Hollyerhat natürlich auch lauter Kampfansagen parat: „If you want to die speak death“ heißt es bei „Trench“, bei dem sich Hollyerscheinbar nervös zuckend voranarbeitet. Während sein Brüllorgan lobenswert in Szene gesetzt wird, zeigt sich seine cleaneTonlage eher ernüchternd: „Beautiful“ ist ein Beispiel dafür, wie uninspiriert und langweilig ein Refrain klingen kann,zumal man bei aller Höflichkeit sagen muss, das der Sänger die Emotionen auch alles andere als überzeugend rüberbringt.

Glücklicherweise taucht sein sauberer Gesang meist gar nicht auf. Singletaugliche Songs wie „Enemy In State“ zeigen, dassder Vierer doch ein recht cleveres Gespür für Refrains hat. Alternativ rockig wird es beim „Survival Song“, der guteGitarrenarbeit zeigt, jedoch beim Songaufbau mächtig langweilig klingt. Umso größer die Begeisterung bei „SleepingThrough“, der als erste Singleauskopplung zeigt, dass sich die Band auch lyrisch durchsetzen kann. Auch hier wirken dieGitarren beinahe erdrückend, auch das Shouting von Ben Hollyer rundet die Angelegenheit gut ab und man darf den Hut ziehen.

Sicherlich haben sich October File mit der Scheibe keinen Meilenstein aus dem Ärmel geschüttelt. Aber sie haben es geschafft, dieNew Metal-/Alternative-Industrie ein bisschen spannender zu machen. New Metal muss nicht unbedingt massentauglich heißen.Heutzutage wird jeder etwas härteren Band gleich das New Metal-Siegel verpasst. Für ein Debüt hat es der Vierer aber guthingekriegt. Mehr davon ist allzeit erwünscht.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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