Es gibt instrumentale Rockmusik, die darauf abzielt, Bilder im Kopf des Hörers zu malen. Dazu werden dann häufig verträumte Melodien genutzt, die entweder für sich stehen oder auch in ein altbewährtes laut-leise-Schema gepackt werden. Es gibt Bands, die selbiges auf etwas rabiatere Methoden ausdehnen und das Ganze mit Metal-Riffs anreichern. Und es gibt Bands, die nicht viel von Klimax Strukturen halten, sondern einfach mal ein bisschen leiser und ein bisschen lauter draufloszimmern. Die vier Italiener von ORBE sind deutlich in der zweiten Hälfte anzusiedeln und beweisen auf ihrem in Eigenproduktion entstanden Album „Albedo“, dass man auch als nicht-etablierte Band in einem häufig schon ausgelutschten Genre durchaus überzeugen kann.
Um ehrlich zu sein klingen ORBE nicht vollständig innovativ, sondern haben es sich zwischen Bands wie Russian Circles, Isis und Neulingen wie Kerretta gemütlich gemacht. Allerdings haben sie im Vergleich zu vielen Genre-Kollegen ein absolut herausragendes Gespür für Dynamiken und Songstrukturen. Während viele Bands sich darauf beschränken, herkömmliche Pfade weiter auszutreten und eine Steigerung an den nächsten Ausbruch reihen, spielen die vier Italiener mit diesen Konzepten: Treibende Schlagzeugrhythmen treffen auf Taktwechsel, treffen auf Metal-Riffs, die sich dann auf einmal mit klaren Melodien paaren und sowohl innerhalb der Songs als auch auf Albumlänge keine Langeweile aufkommen lassen. Da somit alles in gewisser Form gleichzeitig stattfindet, überrascht die Band den Hörer jedes mal aufs Neue.
Ein ebenfalls guter Gedanke ist der Konzept-Gedanke, der hinter „Albedo“ steht, welcher durch die Liner Notes und Anmerkungen zur Platte offensichtlich wird und mit chemischen Formeln sowie Gedanken zur Mythologie spielt. Das ist einerseits natürlich toll, weil somit das Hörerlebnis auf mehreren Ebenen weitergeht, andererseits allerdings auch problematisch, da die Musik weniger dazu einlädt, konkrete Bilder im Kopf zu malen, als selbigen zu im Takt zu schütteln.
ORBE wissen mit ihrem Debüt-Album durchaus zu überzeugen. Was der Band dazu fehlt, sich in die Riege der Großen einreihen zu können, ist einerseits eine bessere Produktion, andererseits eine exaktere Spielweise. Die Ideen auf „Albedo“ sind hervorragend und technisch befinden sich die Bandmitglieder auf hohem Niveau – im Bereich der Filigranität und der Melodien könnte die Band allerdings noch eine Schippe drauflegen, um ihren rhyhtmisch fesselnden Sound zu ergänzen. Bei einem Genre, das so sehr auf Atmosphäre und Genauigkeit angelegt ist muss eben alles zusammen passen, damit man oben mitmischen kann.
Wertung: 7.5 / 10