Review Ovtrenoir – Eroded

Neurosis werden gerne angeführt, wenn es um bekannte Vergleichsbands im Sludge-Sektor geht – und da es derzeit viele neue Bands gibt, die sich einer Sludge-verwandten Spielart verschrieben haben, liest man den Namen Neurosis oft. Auch die 2014 gegründeten OVTRENOIR verweisen in ihrer Stilbeschreibung explizit auf die Szene-Legende aus Oakland, Kalifornien – und das gar nicht mal ganz unberechtigt, wie ihre Debüt-EP „Eroded“ beweist.

Noch deutlicher jedoch sind die Parallelen zu ihren Landsmännern von Crown: Wie diese, so arbeiten auch OVTRENOIR vor allem mit simplem, aber druckvollem Riffing, dessen Reiz eher in der bedrohlichen Gesamtatmosphäre denn in der Finesse einzelner Takte steckt. Im Großen und Ganzen unterscheiden sich die fünf Stücke der EP deshalb auch nur geringfügig: Sieht man von einigen Breaks ab, in denen OVTRENOIR sich etwas zurücknehmen, schiebt den Hörer stets eine gewaltige, von puristischem Drumming getragene Gitarrenwand voran, während William Lacalmontie das Szenario mit seinem klagenden Gesang eher begleitet. Dass dieser ebenfalls merklich an Crown erinnert, ist dabei fast schon zu viel des Guten. Sieht man darüber hinweg, ist diese Kombination jedoch – da altbewährt – durchaus stimmig.

Zwar gelingen OVTRENOIR auch einige wirklich griffige Momente wie im selbstbetitelten Track „Ovtrenoir“, in dem sich Lacalmontie zu etwas mehr Melodie in der Stimme hinreißen lässt, hauptsächlich speist sich die Stimmung der EP jedoch durch eben jene kraftvolle Monotonie, mit der die Pariser hier zu Werke gehen.

Auf die Spielzeit der gebotenen halben Stunde gesehen funktioniert das erstaunlich gut – wenn das Resultat auch nicht ganz so mitreißend ausfällt wie bei genannten Crown oder gar Neurosis, ist es doch durchaus unterhaltsam. Für ein etwaiges, länger konzipiertes Debüt-Album sollten sich OVTRENOIR dennoch noch ein paar weitere kompositorische Kniffe einfallen lassen, um den Hörer auch über 45 oder 60 Minuten noch mitreißen zu können.

Für ein erstes Lebenszeichen ist „Eroded“ mehr als achtbar: Der Sound ist druckvoll und hat Tiefe, die Songs sind technisch einwandfrei und erzeugen eine dichte, fast greifbare Atmosphäre – was will man mehr? Nun, zum einen vielleicht etwas mehr Individualität im Sound, zum anderen über die Songs verteilt vielleicht noch ein, zwei Überraschungsmomente mehr, die dem Material im Ganzen das gewisse Etwas verleihen. Aber: Was nicht ist, kann ja noch werden – auf das mit „Eroded“ errichtete Fundament lässt sich definitiv etwas Spannendes aufbauen!

Wertung: 7 / 10

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