Review Patenbrigade: Wolff – Tanzveranstaltung (A Retrospective Best Of 2008-2012)

  • Label: Zweieck
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Electronic

Dem eingefleischten Fan deutscher Electronic-Kulur mögen PATENBRIGADE: WOLFF vielleicht ein Begriff sein – mir waren sie es bis eben nicht. Fakt ist aber, dass das Duo mit „Tanzveranstaltung (A Retrospective Best Of 2008-2012)“ – wie der Name schon nahelegt – ein Best Of-Album herausbringen, welches es in sich hat: 19 Tracks, knapp 80 Minuten Musik, einschließlich längst ausverkaufter Singles und Remixes.

Nach einem kurzen Sprachsample, welches wohl einer alten Fernsehansprache entnommen ist und Diskotheken als „neue Form jugendgemäßer Unterhaltung“ präsentiert, legt „Schallplattenunterhalter“ auch gleich mit einem recht coolen Beat vor und hat, auch wenn der Song nicht sonderlich spektakulär ist, Potential, die Tanzflächen in entsprechenden Diskotheken zum glühen zu bringen: Der konsequent durchgezogene Beat, aufgelockert durch den ein oder anderen Break und begleitet von wenigen Textzeilen und weiteren Samples geht direkt ins Ohr und verlangt eigentlich nach Disko-Lautstärke.
Auch die folgenden Nummern sind mehr oder weniger konsequent in diesem Stile gehalten… auf das Wesentliche reduzierte, stampfende Beats und mehr oder weniger sinnvolle Texte. Spätestens bei dem absolut stumpfsinnigen „Der Brikadier trinkt Bier“ beginnen letztere langsam anstrengend zu werden – denn auch, wenn man in diesem Genre sicherlich keine lyrischen Meisterwerke zu erwarten braucht, ist einiges dessen, was PATENBRIGADE: WOLFF auf ihre Hörer loslassen, doch nur schwer erträglich.
Etwas dubios wird die ganze Geschichte, als vermehrt Samples aus DDR-Zeiten in die immernoch gleichbleibende Musik eingeflochten werden… finde ich den mehrach wiederholten Satz „Es lebe Stalin“ in „Stalinallee (Jugendclub Mix) doch zumindest strittig – man bedenke, wie die Reaktionen ausfallen würden, hätte man statt dessen ein vergleichbares Sample über die dieser Diktatur vorangehende gesampelt. Spannender wird die Musik davon jedenfalls nicht, und so beginnen die auf Dauer doch recht monotonen Beats mit der Zeit doch etwas auf die Nerven zu gehen. Nach dem Instrumental „Spielerlaubnis“, welches nochmal ganz nett anzuhören ist, jedoch dem bisher gesagten auch nichts mehr hinzuzufügen vermag, könnte „Tanzveranstaltung (A Retrospective Best Of 2008-2012)“ eigentlich auch zu Ende sein – ist es aber nicht, folgt nun doch zunächst die genretypische Sammlung von Alternate Versions und Remixe: Die drei bereits auf dem Album gehörten Songs sowie mit „Ostberliner Bauarbeiter“ ein zusätzliches Stück in mehr oder weniger vom Original differierenden Remixes wissen dabei jedoch nicht sonderlich zu überzeugen.
Zum Schluss kommen mit „Blaue Fliesen“ und „Der Generalmajor“ zwei weitere PATENBRIGADE-Songs, die sich zwar deutlich von den Stücken im ernsten Block unterhalten, da statt stampfender Beats hier eher auf Atmosphäre gesetzt wird, das Steuer aber auch nicht mehr richtig rumzureißen vermögen. Das Outro bildet schließlich eine fast zweiminütige DDR-Rede („Weltsicht“), die der Angst des Regimes vor „Punks und Heavy Metals“ ausdruck verleiht – im Kontext einer Elektro-CD wie dieser jedoch etwas ihrer Komik beraubt ist…

Für Fans der Band mag „Tanzveranstaltung (A Retrospective Best Of 2008-2012)“ ein guter Überblick über die fünf Alben und unzähligen Singles des Potsdamer Duos darstellen – alle anderen sollten sich vor dem Kauf dieses Albums genau überlegen, ob sie lyrischen Ergüsse wie „Der Brikadier tinkt Bier“, gepaart mit Ossi-Samples wie dem Kinderlied „Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee“ wirklich etwas abgewinnen können, wenn diese darüber hinaus mit reichlich monotonen Beats unterlegt sind. Schlecht sind die „Clubtracks für Electro-Installateure“, wie die Band ihre Songs umschreibt, sicher nicht, spannend ist aber auch etwas anderes.
Fazit: Eingestreut in die DJ-Playlist einer Elektro-Disse: Top – Als bis zur Maximalspielzeit ausgereizte CD für zu Hause: Flop.

Keine Wertung

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert