Review Pequod – Spineless

  • Label: Blood Beast
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Death Metal

Im Münchner Metal-Underground sind PEQUOD etabliert – nicht zuletzt, weil die Death-Metaller in den letzten Jahren mit einiger Regelmäßigkeit die Bühnen des Backstage München unsicher gemacht haben. Dass ihr Bekanntheitsgrad hinter Rosenheim rapide abnimmt, liegt wiederum an der Releasefrequenz der Band: „Forgotten“, das erste und bisher einzige Album der 1998 gegründeten Gruppe, erschien 2011; seitdem haben PEQUOD lediglich eine EP („False Divinity“, 2016) zustande gebracht. Mit „Spineless“ startet das Quintett nun einen neuen Anlauf auf überregionale Beachtung – und das erfreulich professionell.

Das fängt beim Cover an, das zwar aufgrund typischer Death-Metal-Ästhetik nicht gerade im klassischen Sinne „schön“ anzuschauen, aber doch stilvoll umgesetzt ist. Weiter geht es mit dem Sound: Dem einen oder anderen Old-School-Fan könnte dieser ein Scherflein zu sauber sein, und je nach Anlage dröhnt der Bass etwas arg. Ansonsten unterstreicht der volle Klang des im bandeigenen Studio produzierten Albums die Wucht des thrashigen Death Metals der Münchner. In diesem stimmigen Setting kommen die acht Songs (Gesamtspielzeit: 41:38 Minuten) gut zur Geltung. Gleich der forsche Opener „Pursuit“ stellt mit einem gelungenen Mix aus Thrash- und Death-Riffs, griffigen Break-Parts und einer Prise Melodik klar, wohin die Reise geht: Der schwedische Death Metal lässt grüßen, als konkrete Vergleichsband kommen einem direkt Evocation in den Sinn.

Nun sind PEQUOD freilich nur eine unter nicht wenigen Combos, die sich dem Death Metal der „typisch schwedischen Gangart“ verschrieben haben – entsprechend gibt es auf „Spineless“ für Genrefans relativ wenig Neues zu entdecken. Echte Überraschungen findet man bei den meisten etablierten Bands des Genres aber auch schon lange nicht mehr, insofern können sich PEQUOD mit ihrem Material durchaus trotzdem einem internationalen Kräftemessen stellen. Dass nach drei Knüppeltracks mit „Extinction Of Souls“ ein ruhigerer, melodischer Achtminüter zwischengeschoben wurde, ist der einzige erwähnenswerte Ausreißer im Albumfluss von „Spineless“. Wenn der Song auch etwas ausfranst und länger ist, als nötig gewesen wäre, sorgt das für eine willkommene Abwechslung. Stärker ist aber fraglos das finale „Of Rise And Ruin“, in dem PEQUOT ebenfalls eher ruhig zu Werke gehen und elegant Dark Tranquillity mit Kataklysm kreuzen: Hier demonstrieren die Bayern doch noch ungeahnte Vielseitigkeit.

Während Abwechslung in stilistischer Hinsicht einem Album meist guttut, ist Abwechslung beim Klangbild eher unangebracht. Entsprechend geht die Idee, mit der Neuauflage des schon 2014 veröffentlichten Songs „Hell Within“ mitten im Album einen gänzlich anders abgemischten Song unterzubringen, komplett in die Hose: Dass PEQUOD diesen Track als Hommage an Dismember und Entombed verstanden wissen wollen, ändert leider nichts daran, dass das Resultat im Gesamtkontext klingt, als hätte sich ein Pre-Mix aufs Mastertape verirrt. Immerhin: Mit „Again We Fail“ machen PEQUOD im Anschluss (anders als der Songtitel befürchten lässt) alles richtig und den Lapsus fix wieder wett.

„Spineless“ klingt professionell und energiegeladen – aufs große Ganze gesehen fehlt es der Platte aber an Witz und Individualität. Wer darauf keinen gesteigerten Wert legt und immer heiß auf gut gemachten „Schwedenstahl“ ist, macht beim zweiten Album der nicht mehr ganz neuen „Newcomer“ PEQUOD nichts falsch. Doch das stechende Argument, warum man in Sachen Old School Death Metal ausgerechnet zu „Spineless“ greifen sollte, bleiben die Süddeutschen leider schuldig. Oder fehlt der Band – Achtung, Kalauer – für etwas mehr Individualität etwa das Rückgrat?

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert