Review Pertness – Frozen Time

Okay, was halten wir davon: Auf Bandfoto und -website schauen mich Schweizer im Schottenrock an. Nicht unbedingt die regional übliche Kleidung, aber bekanntlich geht inzwischen modisch ohnehin alles – und ehrlich, rote Karottenhosen wären auch nicht besser. Alle Skepsis also beiseite geschoben und festgestellt: Es gibt ein neues PERTNESS-Album. Die Schweizer Kraftmetaller zeichneten sich schon durch die beiden Überraschungserfolge „Seven Times Eternity“ (2008) und „From The Beginning To The End“ (2010) aus, die von der Kritik bejubelt wurden. Pünktlich zwei Jahre später liefern sie nun mit „Frozen Time“ ihr drittes Album ab – und einmal mehr zeigt sich, dass die Talentscouts beim Pure-Steel-Verbund, zu dem die Band ab jetzt gehört, ein gutes Händchen haben, wenn es um Power Metal geht.

Diesen hauen uns PERTNESS nämlich in einer interessanten Mischung aus klassischen gegenläufigen Gitarren einerseits, folkigem Einschlag andererseits und immer wieder erstaunlich hartem Gesang mit gelegentlichen Growls um die Ohren. Die Stimme von Sänger Schluchter ist dabei im tieferen Tonbereich angesiedelt, Screams hört man keine. Das vermag durchaus zu überzeugen und gewinnt durch die Growls an Variation (z. B. auf „Cold Wind Of Death“). Der Sänger ist dabei nicht so laut abgemischt, wie es bei vielen Power-Metal-Bands passiert, was den homogenen Gesamteindruck der Scheibe fördert. Auch die Produktion weiß den Standard zu halten, den man an ein modernes Album anlegt.

Vom Songwriting her konzentriert die Band sich auf schnelle Songs mit starken Refrains, die gelegentlich Hymnencharakter annehmen (z. B. „My Will Is Broken“). Zwischendrin gibt es immer wieder ruhige Passagen und Zwischenspiele, aber auch schnelles Thrash-Riffing, sodass für Abwechslung gesorgt ist. Und so verzeichnet das Album tatsächlich keine Ausfälle, jeder Song hat seine Berechtigung und weiß zu überzeugen. In der zweiten Hälfte finden sich zudem verstärkt Anleihen beim Folk, sodass man an frühere Blind-Guardian-Songs erinnert wird (Ihr wisst schon, damals, bevor sie herausfanden, dass der Studiotechniker mit moderner Technik nahezu unendlich viele Tonspuren übereinanderlegen kann …). „Lost In Time“ ist ein absoluter Tipp, eine sehr gelungene und dabei doch ehrliche Hymne mit Lagerfeuerpotenzial. Eine Extra-Portion Folk wird dann noch beim Rausschmeißer „The Star Of The County Down“ raufgelegt, der auch von einer Irish-Folk-Band hätte sein können. Die Schottenröcke von den Bandbildern hatte also irgendwo doch ihre Berechtigung.

Insgesamt ist „Frozen Time“ ein wirklich gutes Power-Metal-Album geworden. Natürlich erfinden PERTNESS das Rad nicht neu, aber sie mischen derartig gekonnt verschiedene Einflüsse, dass sie eine echte Empfehlung sind. Jedem Fan, der gerne auch Bands aus der zweiten Reihe hört, ist das Album uneingeschränkt zu empfehlen. Wer weiß, vielleicht schaffen sie es ja auch noch nach vorne – das Potenzial haben sie, wie sie mit dieser Scheibe (mal wieder) bewiesen haben.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert