Review Rantanplan – Licht und Schatten

Die Hamburger Ska-Punk-Institution RANTANPLAN geht 2017 in ihr 22. Jahr und läutet dieses mit dem neunten Studioalbum „Licht und Schatten“ ein. Von der ursprünglichen Besetzung, der bis 2001 auch Kettcar-Frontmann Marcus Wiebusch angehörte, ist nur Sänger und Gitarrist Torben Meissner geblieben. Dennoch konnte die Band seit der vier Jahre zurückliegenden Veröffentlichung „Pauli“ ihre Besetzung konstant halten. Was kann man als Hörer nun von den zwölf neuen Titeln erwarten?

Grundsätzlich den typischen Ska-Punk, der ein wenig Sozialkritik aufweist („D“, „Revolution (Emma G.)“) und auch die Liebe zur Heimat nicht zu kurz kommen lässt („Mein Herz hängt an der Reeperbahn“). Musikalisch zeigt sich der Opener „D“ dann aber eher ernüchternd, stellt er doch ein dünn produziertes Indie-Stück dar, das auch durch seine verwaschene Seite nur wenig überzeugen kann. Da helfen auch nicht die textlichen Querweise zu den Düsseldorfer Genrekollegen Broilers („Dieses Land ist nicht für dich gemacht“). Die zweite Singleauskopplung „Schattenmensch“ kann die Stärken der Nordlichter dann weitaus besser präsentieren: Feine Bläsermomente im Stil von LaBrassBanda treffen auf kraftvollen Punk, zeigen sich entweder abwechselnd oder verbinden sich zu einer energiereichen Mischung. Vom typischen RANTANPLAN-Sound, wie sie ihn im 1996 erschienenen Song und einem ihrer größten Nummern „Hamburg, 8°, Regen“ zeigten, ist bis dahin aber nur in einzelnen Fragmenten hörbar.

Das ändert sich schlagartig mit „Revolution (Emma G.)“, das genau diese sonnige Leichtigkeit perfekt abliefert. Plötzlich ist man mittendrin im musikalischen Geschehen, kauft die vertonten Geschichten ab, hängt an den erzählerischen Songtexten und wünscht sich mindestens den Frühling zurück. Dazwischen schleichen sich noch leichte Durchhänger wie das textarme „Hörbie“ oder das mit Sprechgesang versehene „Geisterfahrer“. Als stärkstes Stück der Platte zeigt sich dann gegen Schluss das sehr dezente, von Offbeat-Reggae-Gitarren geprägte Tocotronic-Cover „Explosion“, das mit viel Liebe fürs Detail arrangiert wurde. Insgesamt geht die Produktion des Longplayers in Ordnung, wenn man von den zwei eröffnenden Ausreißern einmal absieht, die beim Niveau der restlichen Stücke nur bedingt mithalten können.

RANTANPLAN waren sicher nie besten und talentiertesten Musiker, lebten aber von ehrlichen Texten, mit denen sich die Leute identifizieren konnten und der von Leichtigkeit geprägten Mischung aus Punk Rock und Ska-Elementen. Ihr neuntes Studioalbum „Licht und Schatten“ weist zwar einige Schwachstellen auf, vor allem wenn die Band versucht, von ihrem gewohnten Stil abzuweichen. Dennoch schaffen sie es, auch diese herzerwärmenden Momente in ihren neuen Longplayer einzubringen und sollten somit ihre treuen Anhänger sicherlich erfreuen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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