Review Relocator – Relocator

Der Weg zum eigenen Album ist für so manche Band beschwerlicher, als sie es sich wünscht. Doch es lohnt sich, die Hoffnung nicht aufzugeben und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Davon kann auch die deutsch-holländische Progmetal-Fusion-Combo RELOCATOR ein Lied singen – oder besser gesagt spielen, denn Gesang gibt es auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum nicht.

Die Band hatte sich bereits 2004 gegründet, zerbrach aber 2008, ehe sie von den beiden Gründungsmitgliedern Stefan Artwin (Gitarre) und Michael Pruchnicki (Bass) wiederbelebt wurde. Sie suchten sich mit Frank Tinge (Schlagzeug) und Bartek Strycharski (Violine) neue Bandkollegen und schafften es, einen ganz besonderen Gastmusiker für ihr Album zu gewinnen: Ex-Dream Theater und Planet X-Keyboarder Derek Sherinian. Ursprünglich sollte Sherinian nur ein paar Soli beisteuern, letzten Endes gefiel ihm das Material der vier Jungs aber so gut, dass er anbot, alle Keyboardparts zu übernehmen. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Euronen RELOCATOR dafür hinblättern mussten.

Das Ergebnis jedenfalls überzeugt und klingt vor allem gereift. Der Hörer merkt, dass dieses Album kein Schnellschuss war, sondern sorgfältig komponiert und produziert wurde. Acht Songs zwischen 5 ½ und 11 ½ Minuten versammeln sich auf dem Silberling, der darüber hinaus in ein wunderschönes Artwork verpackt wurde, das die Stimmung der Songs ganz hervorragend visualisiert. Stilistisch wildern die fünf Herren vor allem im Progmetal-Genre, vermengen ihre virtuose, aber dennoch hochmelodische Musik aber auch mit Fusion-Einschüben und stilvollen Violinenparts von Bartek Strycharski. Dieser ist leider nicht auf allen Nummern zu hören, weil er erst gegen Ende der Produktion zur Band gestoßen ist. Vergleiche zu den Planet X-Alben und Derek Sherinians Solowerken müssen zwangsläufig gezogen werden, da die Keyboardssounds des Amerikaners einfach unverwechselbar sind. Allerdings bewegen sich RELOCATOR schon auf etwas gemäßigteren Härtegraden und bieten klarere Songstrukturen.

Für die Qualität der Songs spricht, dass der Hörer zu keiner Zeit Gesang vermisst. Etwas schade ist, dass die Kompositionen einander doch recht ähnlich sind, lediglich das orientalische anmutende „Aavishkar“ bricht etwas aus dem Muster aus. Ich würde mir auch wünschen, dass die Band weniger die Progmetal-Keule rausholen würde. In den ruhigen, von Bass und Schlagzeug getriebenen Passagen, spielen RELOCATOR leichtfüßiger und überzeugender auf. Davon darf es gern viel mehr geben. Dafür ist der Sound der Platte für eine Eigenproduktion absolut fantastisch. Manch einem Hörer mögen die Keyboards im Mix zu präsent sein – reine Geschmackssache!

Das ist aber Meckern auf hohem Niveau. RELOCATOR ist ein Album gelungen, das eine Stunde lang mächtig Spaß bereitet und anspruchsvolle Musik bietet, die nicht verkopft klingt. Fans von Derek Sherinian-Projekten und Dream Theater können das Album ohne Umweg ins heimische CD-Regal stellen. Außerdem wird dieses Werk oft mit den Alben von Gordian Knot verglichen – diese Einordnung hinkt aber, weil Gordian Knot viel luftiger, jazziger und weniger metallisch zu Werke gehen.

Erhältlich ist das Album über die Homepage der Band (www.relocator-project.com) als CD oder digitaler Download. Außerdem auch beim Onlineversand JustForKicks und iTunes. Auf ihrer Myspace-Seite (www.myspace.com/relocatorproject) bietet die Band zahlreiche Songs zum Probehören an, die einen sehr guten Eindruck von dem Album vermitteln.

Anspieltipps: „Relocator“, „The Alchemist“

Wertung: 8 / 10

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