Die US-amerikanischen Todesmetaller RESURRECTION als Tampa, Florida, trieben vor allem von 1990 bis 1995 ihr Unwesen im amerikanischen Underground. Irgendwann wurde Nuclear Blast-Staiger auf die Jungs aufmerksam und schickte sie gleich nochmal ins Studio, um weiteres Material aufzunehmen. Schon drei Jahre darauf spielten sie das Debütalbum „Embaled Existence“ eingespielt, das ziemlich abgefeiert wurde und bald in vielen Sammlungen zu finden war. Der weitere Verlauf klingt nicht mehr neu: es gab kein festes Lineup, die internen Zickereien nahmen Überhand, so dass es ihnen irgendwann zu bunt wurde und man 1996 die Trennung bekanntgab. Acht Jahre zogen ins Land, in denen von den Ex-Mitgliedern wenig bis nichts zu hören war, ehe Gründungsmitglied und Gitarrist John Astl seine ehemaligen Kumpels zusammentrommelte und ausführlich über eine Reunion sprach, die ein Jahr später offiziell nach Außen getragen wurde – dieses Mal unter dem Banner von Massacre Records, die sie mit einer kleiner Demo scheinbar von sich überzeugen konnten. Kommt euch bekannt vor? Ja, mir auch…
Aber gut – als Redakteur, der das Debütalbum daheim rumstehen hat und den Jungs eigentlich etwas zutraut – ging ich relativ erwartungsvoll an die neue Scheibe heran. In der Tat versprechen die ersten Minuten um den Opener „Cowards“ feinen US-Death, der dort ansetzt, wo sie vor 15 Jahren aufgehört hatten. Das rollt, hat Groove, geht gut ins Ohr rein und ist trotzdem kein Weichspül-Metal, kurz: fällt verdammt positiv auf, weiß zu gefallen und, ja, auch zu überraschen. Sie haben’s nicht verlernt und mit dem ex-Malevolent Creation-Drummer Gus Rios sitzt auch der richtige Mann am Schlagzeug.
„Still I will not stop killing. Still I will not stop killing and enjoying the killing!“, heißt es da auf dem Song „X-Ile“ – so ganz unnötig ist das gar nicht, immerhin merkt man dann nicht nur an der kleinen Unterbrechung, sondern auch anderweitig akustisch, dass gerade ein neuer Track angefangen hat. Mit richtiger Abwechslung auf „Mistaken For Dead“ ist nämlich nicht zu rechnen und auch auf eine Weiterentwicklung – die in den 15 Jahren immerhin hätte theoretisch stattfinden können – darf der Hörer lange warten. Nada, niente, ist einfach nicht vorhanden.
Klar, der Sound ist besser. Das liegt allein schon am technischen Fortschritt in den Studios seit den ’90ern. Die spielerische Technik ist immer noch auf gleichem Level – das ja, beim Barte Merlins, kein schlechtes ist – aber jeder, der sich mehr erwartet hat, könnte hier eine kleine Enttäuschung in den CD-Spieler legen. Kommt man gerade erst mit den Oststaatlern in Kontakt, überzeugen Nackenbrecher a lá „Coward“, „Thirst For Flesh“, „Perils Of Burden“ oder „Unholy“ (Achtung: mit 5:47 Minuten längster Song der Disc) zweifellos und sollten das Hirn mal wieder ordentlich durchschütteln – auch als Gesamtes, auch als „Mistaken For Dead“.
Die Jungs und Mädels, die sich ihre Ohren schon damals von „Embaled Existence“ infiltrieren ließen, müssen sich aber überlegen, ob ihnen der neue Output ausreicht. Der Death Metal steckt nicht mehr in seinen Kinderschuhen und hat quantitativ qualitativ Besseres als die 2008er-Scheibe RESURRECTIONs zu bieten. Das Beherrschen der Handwerkskunst reicht heute nicht mehr aus, um sich ins Gespräch zu bringen und auch keine europaweite Schwerpunkt-Promotion durch irgendwelche Agenturen. Der Inhalt muss stimmen, bei einer Reunion nicht nur gut, sondern verdammt geil, bombastisch, überzeugend und derart höhrenswert sein, dass man sich als Metaller fragt, wie man die letzten Jahre ohne diese Band leben konnte. Letztere Gesichtspunkte bieten RESURRECTION mit „Mistaken For Dead“ leider nicht. Schade, aber vorauszuahnen – ich lege derweil lieber nochmal „Embaled Existence“ ein.
Wertung: 6 / 10