Review Reveries End – Edge Of Dark Waters

Nach zwei Demos und vier Jahren musikalischer Funkstille veröffentlichen REVERIES END mit „Edge Of Dark Waters“ ihr erstes Full-Length-Album. Ausgehend von dem Cover-Artwork, dem Band- und Albumnamen sowie der Tatsache, dass die finnische Female-Fronted-Metal-Band ihren Stil als „Melancholic Metal“ bezeichnet, könnte man durchaus dem Irrtum anheimfallen, es handele sich um eine der zahlreichen, schwülstigen Bombast-Formationen, die mit Metal nur noch ganz entfernt etwas zu tun haben. Genau das trifft auf REVERIES END jedoch nicht im Geringsten zu.

Bereits beim Gesang überraschen die Finnen nämlich durchaus positiv, denn Frontfrau Sariina kann gleichermaßen wunderschön singen wie giftig screamen. Die Clean-Vocals sind weniger opernhaft als die von Tarja Turunen (ex-Nightwish), aber auch weniger poppig als die von Sharon den Adel (Within Temptation), nimmt also eine durchaus willkommene Zwischenstellung ein. Ihr gutturaler Gesang lässt sich hingegen mit dem von Alissa White-Gluz (Arch Enemy) vergleichen. Zwar nehmen die Cleans gegenüber den Screams schon eine gewisse Vorrangstellung ein, doch letztere kommen auch oft genug zum Zug, um den Songs mehr Wut und damit mehr Emotion zu verleihen. Die Screams verkommen also weder zum bloßen Gimmick noch braucht es dafür männliche Verstärkung, wie es sonst meist der Fall ist.
Aber auch instrumental halten sich REVERIES END von den Stereotypen kitschiger Gothic-/Symphonic-Metal-Bands fern. Wenn überhaupt zum Keyboard gegriffen wird, dann wirklich nur sehr hintergründig, stattdessen verlassen sich die Finnen auf ihre Gitarristen. Während die Leadgitarren für die Genre-namensgebende Melancholie zuständig sind, sorgen die Rhythmusgitarren für die nötige Härte, ohne dabei die Oberhand zu gewinnen oder allzu eintönig zu klingen. Der angemessene Härtegrad wird auch durch den nicht zu seltenen Einsatz der Double-Bass-Drum untermauert. Sogar stimmungsvolle Soli gibt es zur Genüge.
Auf allzu anspruchsvolle Frickeleien wird jedoch verzichtet, stattdessen richten REVERIES END ihr Hauptaugenmerk auf vergleichsweise einfache, aber emotionale Melodien. Auch cleane und akustische Gitarren finden immer wieder ihren Weg in die Kompositionen. Die Songs sind übrigens alle um die fünf Minuten lang, das Album beläuft sich auf ziemlich genau 40 Minuten. Die Songs ähneln einander jedoch nicht nur bezüglich der Spielzeit, auch stilistisch ist das Album als Ganzes sehr homogen, weshalb es etwas dauert, bis man sich die an sich schönen Melodien merkt. Dadurch ist es – abgesehen vom rundum genialen, mit tristen Clean-Gitarren gespickten „Reveries End“ – schwer, eindeutige Favoriten auszumachen.

Das allgemeine Niveau ist bei dem Debüt von REVERIES END jedoch so hoch, dass man diesen Mangel an Hits gut verkraften kann. Abgesehen davon, dass die Eingängigkeit etwas zu kurz gekommen ist, handelt es sich hierbei um ein richtig gutes Album, das der von der Band gewählten Genre-Bezeichnung tatsächlich gerecht wird. REVERIES END geben sich darauf leicht zugänglich, aber doch wesentlich interessanter als so manche größere Band artverwandter Genres. Ein Reinhören ist also definitiv empfohlen. Schade nur, dass die Band und die vielversprechende Leadsängerin inzwischen getrennte Wege gehen.

Wertung: 7.5 / 10

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