Review Rhapsody Of Fire – Symphony Of Enchanted Lands Part II – The Dark Secret

Rhapsody lieben es episch, fantastisch, pompös. Das dürfte jeder wissen, der auch nur ein Lied von der italienisch/französisch/deutschen Band kennt, die ihren Stil selbst als „Film Score Metal“ bezeichnen. Was man sich unter diesem schwammigen Begriff vorzustellen hat, ist einfach: die Grandwanderung zwischen orchestralen Klassik-/Barockklängen und schnellem Power Metal. Diese Kombination funktioniert seit sieben Jahren und der mittlerweile sechsten LP. Für ihre neueste Veröffentlichung haben sich die Jungs Unterstützung von über einem dutzend klassischen Solisten, einem tschechischen Sinfonieorchester, einem 50 Sänger starken Chor und Christopher Lee himself geholt. Der große Schauspieler, der in jüngerer Zeit als Saruman in Steve Jacksons „Herr der Ringe“ Verfilmung auffiel, ersetzt den – zugegebenermaßen eigenartigen – Erzähler, der die bisherigen Alben der Band ausschmückte.„Symphony Of The Enchanted Lands Part II – The Dark Secret“ liefert laut der Band den Einstieg zu einer neuen Saga, nachdem das über sechs CDs andauernde Epos um das legendäre Smaragdschwert mit dem letzten Album abgeschlossen wurde.

Eingeleitet wird die Scheibe durch Großmeister Lee persönlich, dessen (Aus-)Sprache im Intro schon einmal positiv ins Auge fällt. Unterstützt von Chor und Orchester wird schon mächtig Spannung aufgebaut, die dann in „Unholy Warcry“ mündet.
Und der Song wuchtet in guter Rhapsody enorm bombastisch los, wobei das mittlerweile authentische Orchester auch deutlich besser als die Konserven-Streicher der letzten Veröffentlichungen klingt. An der Leistung der restlichen Band hat sich nichts geändert, der Song verläuft Rhapsody-typisch in Wechseln zwischen rasantem Power Metal und wuchtigen Orchestral-Passagen, der Refrain ist ebenfalls in hymnischer Rhapsody-Manier gehalten. Die Story wird in der Mitte sehr stimmig weiter erzählt, danach vollzieht sich ein kleines Break, was von einem ausgedehnten Gitarrensolo gefolgt wird. Episch wird „Unholy Warcry“ dann beendet und hinterlässt einen starken Eindruck.
Soviel zum ersten Song, „Never Forgotten Heroes“ ist – beinahe sinnbildlich für dieses Album – deutlich ruhiger und knüpft an Melodien aus dem vorigen Stück an. Man merkt hierbei auch als Laie schnell, dass wieder ein Konzept hinter dem Album steht.
Die Strophen von „Never Forgotten Heroes“ erklingen wie eine Kopie von „Wisdom Of The Kings“ von der „Symphony Of The Enchanted Lands“, der Rest ist jedoch abwechslungsreich und weiß seine Stärken zu entfalten. Nur entsteht der Eindruck, dass die Eingängigkeit der vorigen Werke etwas eingebüßt hat.
„Elgard’s Green Valley“ ist ein kleines Interlude mit einer netten, aber eintönigen Melodie, was nicht weiter Beachtung findet.

Mit „The Magic Of The Wizard’s Dream“ erklingt die erste Ballade, Fabio Liones Stimme macht bei Balladen allerdings keine so gute Figur, besonders in den hohen Tönen verkitscht das Ganze schnell. Der Song an sich trieft auch nur so vor Schmalz, selbst für Rhapsody-Verhältnisse, das gibt einen deutlichen Daumen nach unten. Einzig die Solisten wissen zu überzeugen.
Kein Rhapsody-Album ohne mindestens einen Track über zehn Minuten, hier kommt der erste: „Erian’s Mystical Rhymes“, von Donner und dämonischem Geröchel eingeleitet, lebt von den perfekt arrangierten Chor/Orchesterparts, die wirklich dem Namen „Film Score Metal“ gerecht werden. Die Strophen sind eher öde und versacken etwas im Midtempo, der Refrain, der an Geschwindigkeit zulegt, hat es hingegen schon eher in sich, da hier das Orchester wieder mehr in den Vordergrund tritt. Die zweite des Songs besteht fast ausschließlich aus diversen, feschen Soli, darauf setzt wieder der Erzähler ein.

Nun ist es wieder Zeit für eine „normalere“ Nummer, „The Last Angel’s Call“ besteht in erster Linie aus einem netten Standardgerüst, gebaut um einen typisch konstruierten Rhapsody-Refrain, von denen es aber auch schon deutlich bessere gab, Strophe und Refrain harmonieren einfach nicht besonders gut.
Eine Drachenattacke! Na, das hätte aber auch überzeugender ertönen können, die Einleitung zu „Dragonland’s River“. Und wie? Noch eine Ballade? Ja, leider. Das ist eigentlich überflüssig, Highspeed steht Rhapsody besser, überlasst die Balladen lieber Blind Guardian. Allerdings muss man zugeben, dass hier der Kitsch längst nicht so trieft wie bei „The Magic Of The Wizard’s Dream“, ja, hier ist mehr Wucht dahinter, auch Lione macht sich besser. Die Instrumentalisierung ist hierbei auch ganz angenehm, hinterlässt doch einen ganz passablen Eindruck.
Und auf zum nächsten Zehnminüter, „Sacred Power Of Raging Winds“ heißt das Epos.Wow, das ist ja ein finsterer Riffs (für Rhapsody-Verhältnisse), nachdem Herr Lee seine beschwörerischen Formeln abgelassen hat, Gänsehautgefahr! Highspeed dominiert und geht ins Ohr, unterbrochen von gewohnt genialen Orchestralmomenten. In der Mitte findet ein vokaler Zweikampf zwischen dem durch Lione dargestellten Helden und einem Dämon statt, es folgt ein instrumentaler Kampf zwischen den Instrumenten, und aufmerksame Zuhörer hören, wie Rhapsody sich selbst bzw. „Elgard’s Green Valleys“ zitieren. Zwischenzeitlich klingt das Zusammenspiel von Sologitarre und Streichern geradezu bizarr, aber keinesfalls schlecht. Zum Schluss wird noch einmal aufs Gaspedal durchgedrückt, und mit gebührendem Bombast endet dieses Werk, das einen echten Pluspunkt des Albums darstellt.

Und es klingt schon wieder balladesk, aber mit positiv zu bemerkendem Mittelalter-Einschlag. „Guardiani“ heißt dieses Stück, das in italienischer Sprache gehalten ist. Mit dezentem Orchester-Bombast durchsetzt dümpelt sich das Liedchen sonst recht sanft durch die Boxen und klingt gemächlich aus.
Fanfaren ertönen und werden jäh von heftigen Gitarren abgesägt, der einfallsreiche Titel „Shadows Of Death“ ziert diesen Song, der sich sonst trotz seiner acht Minuten nicht weiter im Ohr festsetzt, es scheint fast, als seien die Ideen ausgegangen. Besonderheiten bietet „Shadows Of Death“, abgesehen von einem interessanten zweistimmigen Gitarren/Keyboardsolo, jedenfalls nicht wirklich.
Wolfsgeheul, Orgel und Chöre – mit „Nightfall On The Grey Mountains“ haben wir es nach über einer Stunde zum letzten Track geschafft. Orchester und Sänger geben noch einmal alles, worauf sich der eigentliche Song schwerfällig aufmacht den Hörer zu erobern. Wenn man das Album unter dem Gesichtspunkt „Film Score Metal“ betrachtet, dann stellt Lied Numero 12 wirklich ein gutes End-Theme dar, was zwar auch nichts Neues mehr bietet, aber das Album sehr ordentlich abrundet und zum Abschluss bringt.

Doch diese CD hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Ja, die Bemühungen um gebührende instrumentale und vokale Unterstützung haben sich gelohnt, die satten Orchester- und Chorparts sind ein ganz großer Pluspunkt des Albums. Auch Christopher Lee macht seine Sache sehr gut, seine Stimme verleiht dem gewohnten Rhapsody-Klang einen großen Zuwachs an Athmosphäre.Was aber doch recht negativ ins Gewicht fällt, sind einige Songs, die einfach etwas zu lahm geraten sind. Drei Balladen sind auf einem Album, das ohnehin nicht gerade von Geknüppel geprägt ist, etwas zu viel des Guten, besonders die erste schleudert auch arg viel Kitsch von sich. Zudem finde ich auf dieser CD keinen Track mit einem ähnlichen Ohrwurmfaktor wie „Emerald Sword“, „Knightrider Of Doom“ oder „Dawn Of Victory“, die Eingängigkeit musste zugunsten der Komplexität zurückstecken.
Auch die zum Teil überdimensionierten Songs haben so ihre Längen, aber das sorgt im Gegenzug gerade für Abwechslung und ist von den Möchtegern-Soundtrackschreibern sicherlich nicht ungewollt. Der Gesamteindruck ist jedenfalls nicht schlecht, wenngleich ich auch finde, dass mit dieser hochkarätigen Basis mehr hätte geschaffen werden können.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert