Review Samiam – Complete Control Session (EP)

Manche Bands und manche Formate sind glücklicherweise nicht totzukriegen. Zum einen ist da die Band: SAMIAM aus Berkeley spielen bereits, durch einige Pausen unterbrochen, seit 1988 zusammen und haben in ihrer langen Bandgeschichte viele Musikfreunde nachhaltig beeinflusst. Ihre mitreißenden Punk- und Emo-Hymnen haben eine ganze Generation geprägt und viele Bands inspiriert, selbst Musik zu machen. Zum anderen ist da das Prinzip: Eine Band kommt in einen Radiosender und nimmt einige ihrer Songs live auf. Diese Tradition ist nicht zuletzt durch die berühmten John Peel Sessions etabliert. Auch Joe Sib, der Labelchef des berühmten Sideonedummy-Labels, hat seine eigene Radiosendung, in welcher regelmäßig Punkbands einige ihrer größten Hits live einspielen. Zuletzt ist da das Medium: das gute alte, farbige und limitierte Vinyl, auf welchem diese Sessions erscheinen. Wenn all das zusammenspielt, kommt die hier vorliegende EP heraus, auf welcher SAMIAM sechs ihrer bekanntesten Stücke mit umwerfender Energie abliefern.

Stilecht für eine Live-Aufnahme poltert „Sunshine“ erst nach einem 1-2-1-2-3-4-Einzähler druckvoll aus den Boxen und lässt die Sonne im Herzen aufgehen. Jason Beebouts Stimme gepaart mit den eingängigen Hooks weiß auch nach so langer Zeit immer noch zu begeistern. Dass auch emotionale Pop-Punk-Songs wie der Übersong „Dull“, das bewegende „El Dorado“ oder das kurze, aber knackige „Wisconsin“ nichts von ihrer Größe verloren haben, spricht für die Zeitlosigkeit von SAMIAM. Ähnlich zu Bands wie Hot Water Music oder The Get Up Kids besitzen diese alten Herren heute noch eine Relevanz, die sich viele neue Gruppen wohl niemals erspielen werden (man nehme hier als Beispiel nur die sich vor Leidenschaft beinahe überschlagende Stimme von Sänger Jason Beebout in „September Holiday“). Umso trauriger, dass der ganz große Erfolg bei diesen Bands immer ausgeblieben ist. Die Produktion dieser Live-Aufnahmen ist – zumindest in der vorliegenden digitalen Form – sehr gut und fängt den rohen Sound, der SAMIAM live auszeichnet, gekonnt ein. Auch die Auswahl der Songs erscheint schlüssig und reiht einen Hit an den anderen.

Was soll man also groß über eine derartige Veröffentlichung sagen? Alle diejenigen, die SAMIAM nicht kennen, sollten sich hierdurch angespornt fühlen, sich dieser Band zuzuwenden und sich von den leidenschaftlichen Punk-Songs mitreißen zu lassen. Wenn man diese Lieder hört, weiß man, wie ein Großteil der derzeit aus dem Boden sprießenden emotionalen Punkbands, wie zum Beispiel Nothington oder Apologies, I Have None, überhaupt erst entstehen konnte. Alle Musikliebhaber und Langzeit-Fans wird mit der Vinyl-Ausgabe dieser Veröffentlichung ein limitiertes Sammlerstück geboten, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

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