Review Sandstone – Looking For Myself

In letzter Zeit ist im Bereich des progressiven Rock vor allem eines auffällig: Insbesondere aus Polen kommen derzeit sehr viele neue, vielversprechende Bands. Allen voran natürlich Riverside, aber auch kleinere Underground-Acts wie Satellite oder After. In diese Liste reihen sich nun auch SANDSTONE ein, die mit „Looking For Myself“ ihr Debütalbum vorlegen.

Gleich der erste Eindruck wirft dabei die Vermutung auf, dass die fünf Musiker große Fans ihrer polnischen Landsmänner sind: Albumtitel, Artwork, selbst die Homepage-Adresse erinnern überdeutlich an Riverside. Es ist nicht weit von „Out Of Myself“ zu „Looking For Myself“, insbesondere dann, wenn es sich bei beiden Alben um Konzeptwerke handelt, deren Geschichten sich mit einem Protagonisten und seinem schwierigen Weg der Selbstfindung bzw. der Verarbeitung seiner zwischenmenschlichen Gefühlswelt befassen.

Aber wollen wir der Band nicht gleich einen Stempel aufdrücken, den sie gar nicht verdient: Denn SANDSTONE sind keineswegs eine reine Riverside-Coverband. Vielmehr wandern die Jungs musikalisch auf etwas traditionelleren Pfaden. Größtenteils gibt es hier einen gelungenen Mix aus Progmetal, Neoprog und gelegentlichen Melodic Rock-Einschüben zu hören. Die emotionale, moderne New Artrock-Komponente, die Bands wie Riverside, Oceansize oder Porcupine Tree in ihre Musik mit einfließen lassen, fehlt hier fast gänzlich. So lassen sich die nur sechs Tracks der Platte am ehesten tatsächlich mit einer weicheren, melodischeren Version von Dream Theater vergleichen, etwa mit deren Ergüssen zur „Images & Words“-Zeit. Die Neoprog-Parts erinnern oftmals an die vielzitierten Marillion, aber auch mal Saga oder Pink Floyd kommen dem Hörer in den Sinn.

Neben einer ganzen Menge toller, symphonischer Instrumentalpassagen, die neben der Gitarrenarbeit von Jarek Niecikowski vor allem durch die vielseitigen Tastentöne von Grzegorz Marecik leben, gibt es auch gelegentlich sehr schöne Gesangsarrangement, wie in „Birth Of My Soul“ oder im Abschlusstrack „Sunrise“. Insbesondere das Keyboardlager überzeugt durch schöne Pianopassagen, aber auch das klassisch-progmetallische Solokeyboard ist am Start. Sogar SciFi-Keys a la Ayreon fährt man gelegentlich auf. Die Rhythmussektion arbeitet größtenteils sehr songdienlich: Bassist Marcin Mathiak beschränkt sich auf angenehme, zurückhaltende Hintergrundarbeit. Das Schlagzeug kommt stets sehr druckvoll rüber, wobei man vielleicht ein wenig zu häufig auf die DoubleBass zurückgreift. Insgesamt präsentiert die Band eine Mischung, die einfach Spaß macht, ohne die kompositorische und auch emotionale Tiefe von Bands wie Riverside zu erreichen. Der Gesang von Marcin Zmorzynski ist dafür wohl am ehesten verantwortlich: Er ist keineswegs ein schlechter Sänger und passt auch hervorragend zum instrumentalen Umfeld. Mir fehlt jedoch etwas die Ausdrucksstärke in seinem Gesang. Er ist nicht der typische Progmetalsänger, aber eben auch nicht unheimlich gefühlvoll. Vielleicht liegt das aber auch an der Produktion, die zwar nicht schlecht ausgefallen ist, jedoch etwas undynamisch wirkt.

Das mag aber alles negativer klingen, als es tatsächlich ist. Fakt ist: SANDSTONE wissen mit ihrem Erstling 55 Minuten hervorragend zu unterhalten. Besonders hervorzuheben ist auch, dass sich hier, mit Ausnahme der schönen Ballade „Youth“, nur Songs zwischen sieben bis fünfzehn Minuten Länge eingefunden haben. Trotzdem schafft es die Band, schön geschlossen und abwechslungsreich zu komponieren. Das ist bei einem Erstling sicherlich keine Selbstverständlichkeit und sehr löblich. Insbesondere der Titeltrack, aber auch „Keep The Faith“ und „Sunrise“ wissen immer wieder zu gefallen. SANDSTONE haben also auf ihrem Debütalbum alles richtig gemacht. Man darf gespannt sein, wie sich die Band weiterentwickelt und ob sie in der Lage ist, einen eigenständigen Sound zu kreieren.

Und um noch mal auf den Vergleich mit Riverside zurückzukommen: Beide Bands wurden im Jahr 2001 gegründet. Von Nachfolge kann also nicht wirklich die Rede sein.

Wertung: 7 / 10

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