Review Schmutzki – Bäm

  • Label: Four
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Rock

SCHMUTZKI, das ist eine junge Band aus Stuttgart, die nach ihrer Debüt-EP „Mob“ von 2014 für ihre erste Full-Length-Scheibe „Bäm“ gleich mal einen Deal mit einem Major Label, der Sony-Tochter Four Music, landen konnte. Versprochen werden einem im Promo-Text ein „bissiges Dreieinhalb-Akkorde-Monster“ sowie „scharfkantige Riffs, dreckig getackerte Rhythmen“ und „rostige Stimmbänder“. Punkrock! Authentizität! Echte Songs – echte Energie – echte Freunde. Hach ja.

Wer immer das auch geschrieben hat, hält wohl auch Campino für ein Enfant terrible und die dritte Wiederholung der Lindenstraße für einen absoluten Tabubruch. Denn was SCHMUTZKI uns hier liefern, ist nichts anderes als auf Party ausgelegter Mainstream-Pop-Rock, weichgespült, kalkuliert und glattpoliert, quasi leicht verdauliche Rebellion mit Club-Mate-Geschmack. Der Sound ist, wie man es bei so einer Plattenfirma im Rücken erwartet, hochkarätig, glasklar und druckvoll, jedoch nicht mit ordentlichem Wumms, wie etwa bei teilweise in eine ähnliche Kerbe schlagenden Bands wie Jennifer Rostock oder Montreal. Nein, auf „Bäm“ regiert minimalistischer Indie-Schraddelsound mit einer dicken Portion Neue Deutsche Welle, dazu semi-originelle Texte aus dem Langenscheidt-Wörterbuch für Jugendsprache.

Viele der Songs sind dabei ganz klar auf Feiern, Tanzen und gute Laune ausgerichtet (etwa „Meine Party“, „Viel Spaß“, „Panik in der Dizze“), SCHMUTZKI versuchen sich mit dem Titeltrack jedoch auch an einem politischen Stück – „natürlich gegen Nazis, versteht sich doch von selbst!“ – klingen dabei in der Strophe dann aber doch eher wie Deichkinds hedonistisch-prolliges „Arbeit nervt“. Mit „Rodeo“ hat’s auch der obligatorische Radio-Hit mit melodisch-hymnischem Refrain aufs Album gepackt, während „Erinner dich mal“ mit seiner pathetischen Ach-weißte-noch-damals-Message stilistisch an die Toten Hosen erinnert – die aufgesetzte Punk-Vergangenheit kann man den drei hippen Burschis allerdings nicht abkaufen.

Dazwischen gibt’s noch Nummern wie „Kunst der Verdrängung“, das wie ein Tribut an Geier Sturzflug aus den Boxen dröhnt und ebenso wie das – schmeichelhaft ausgedrückt – Individualismus propagierende „Piss gegen den Wind“ und das einfach nur austauschbare „So ne Sorte“ das Prädikat Zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus trägt. Mal klingen SCHMUTZKI eher wie Kraftklub, mal eher wie die Hives, jedoch irgendwie immer gleich und auch irgendwie immer wie eine Band, die das Gleiche schon mal abgeliefert hat. Eigenständigkeit? Fehlanzeige.

Wer die oben genannten Gruppen nicht kennt oder im Teenager-Alter ist und noch keinen so richtig entwickelten Musikgeschmack hat, der mag SCHMUTZKI abfeiern, ansonsten ist „Bäm“ aber nichts weiter als ein lauwarmer Furz. Nach letztjähriger Tour im Vorprogramm der Punk-Veteranen Wizo ist das Trio nun da angekommen, wo es hingehört – auf den massentauglichen Riesenbühnen von Rock am Ring und Hurricane, von Rock im Park und Southside, wo größtenteils qualitativ Gleichwertiges kreucht und fleucht. „Viel Spaß“!

Wertung: 3 / 10

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