Man nehme alle sogenannten „bekannten Bands“ aus Deutschland und verorte diese dann auf einer Landkarte der Bundesrepublik. Dabei wird man feststellen, dass eine Großstadt (respektive: das größte Dorf der Welt) im Süden des Landes weitestgehend ausgespart bleibt. Warum dies genau so ist, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Dies ändert allerdings nichts daran, dass die Punkszene in München seit vielen Jahren eine beständige Größe aufweist und auch die einschlägigen Konzertlocations immer wieder mit Gastspielen von Bands aufwarten, bei denen man sich denkt: „Ah, XY mal wieder.“ Eine dieser Bands, die sich seit einigen Jahren mit Aufklebern und stetiger Livepräsenz bemerkbar macht, ist SCREED, welche sich dem melodischen US-Punkrock der 90er Jahre verschrieben hat und nach zwei EPs mit „Why Should We Care“ ihr Debütalbum vorlegt.
Was man von der Band versprochen bekommt, wird direkt eingehalten: Eine eingängige Bassline, Einstieg Schlagzeug, Gitarren auf 11 und ab nach vorne. Gleichzeitig aggressiv und dennoch melodisch liefert die Band gut aufeinander eingespielt 14 Punkrock-Songs ab, die eindeutig an ihr (inzwischen schon etwas in die Jahre gekommenen) Vorbilder erinnern. Auch textlich wird hier das geboten, was erwartet wird: Zwischen politischer Message (wie im Opener „Solely Profit“) oder Lobliedern auf das Musikerleben und die Freunde („To All The Ones“) ist hier immer noch ein bisschen Platz für persönliche Geschichten und Selbstzweifel (wie in den musikalisch eher positiven „Falling Down“ oder „Lost Inside Yourself“). Das tut keinem weh, geht mal mit Moll-Akkorden, mal mit Dur-Akkorden immer gut ins Ohr und macht vor allem Lust, das Tanzbein zu schwingen.
Dennoch fehlt auf „Why Should We Care“ das gewisse Etwas, welches SCREED herausstechen lässt. Sei es der eine Hit, den man tagelang nicht aus dem Ohr bekommt, sei es ein wiedererkennbarer Gesang, überraschende Rhythmen – all das fehlt leider. Die 40 Minuten ziehen zügig vorbei, man kann sicherlich einige Flaschen Bier zu diesem Album trinken und die Band mit genügend Alkohol im Blut vor einer kleinen Bühne in Deutschland ordentlich abfeiern. Das ist auch gut so und das hat die Band sich auch verdient, hört man der Musik doch das Herzblut an, mit der sie dargeboten wird. Wirklich packend ist allerdings leider anders. Dennoch: Die Punkszene in München hat Zuwachs bekommen.
Wertung: 6 / 10