Review Secondhand Child – Chapter One: Spontaneous Human Combustion

Bei Second Hand denkt man ja in der Regel zuerst an gebraucht und billig. Manchmal kann man dabei ein Schnäppchen machen, manchmal hat man selbst die wenigen Kröten, die man hingelegt hat, zum Fenster rausgeschmissen – Gebrauchtwagen hui, Gebrauchtunterwäsche pfui, wir verstehen uns. Zu welcher Kategorie die Schweizer von SECONDHAND CHILD oder auch kurz SHC gehören, könnt ihr in den folgenden Zeilen nachlesen. Dabei sei schon mal so viel verraten: Der Sound der Eidgenossen klingt definitiv nicht neu, da hilft es auch nichts, dass man das mittlerweile zweite Studioalbum, warum auch immer, „Chapter One: Spontaneous Human Combustion“ genannt hat.

SHC versprechen einen bunten Genre-Mix, in dem auch Crossover – was an sich schon ein Genre-Mix ist – Einzug erhält, letzten Endes kann man die Mucke der Eidgenossen aber ganz gut in den Bereich Nu Metal einordnen, wie er Ende der Neunziger von jeder zweiten pseudoharten MTV-Band gezockt wurde – fette Grooves, tiefe Gitarren und Sprechgesang. Man muss ihnen dabei anerkennen, dass sie doch etwas härter zur Sache gehen, dabei aber trotzdem tief in einer Schublade stecken, die einerseits ziemlich eingestaubt und andererseits so voll ist, dass man schon nicht mehr weiß, wer die jemals wieder entklemmen soll.
Durch die Mischung von Ich-säusel-dir-melodiös-ins-Ohr und Ich-brüll-dir-die-Trommelfelle-blutig an der doppelten Mikrofon-Front bekommt der Brei zudem einen nicht gerade dezenten Metalcore-Beigeschmack, der sich zusätzlich durch den ein oder anderen Breakdown manifestiert. Die sind dabei nicht so sehr Grundkorsett wie im Metalcore, aber werden trotzdem dann eingesetzt, wenn es passt. Manchmal auch, wenn es nicht passt. Vor allem aber genau dann, wenn man es erwartet.
So weit, so unspektakulär also. Während der Opener „Tribute To The Day We Were Born“ mit einem lahmen Lead-Riff einsteigt, der auch nach der x-ten Wiederholung nicht weniger nervig wird, um dann in einen 08/15-Durchstarter-Part überzugehen, stellen sich SHC danach ein bisschen geschickter an. Die folgenden Tracks gehen ganz gut rein, bei „Blissful Ignorance“ gibt’s auch ’ne kleine Thrash-Attacke, spätestens bei „Never Die Alone“ ist aber klar: Was die Jungs hier an Riffs auf einer einzigen Platte zitieren, ist längst abgesegnet gewesen, als die Band selbst noch grün hinter den Ohren war. Die zehnte Wiederholung der Lindenstraße ist geradezu ein Tabubruch gegen diese Platte.

Mit „Global Suicide 2011“ und „Going Postal 2011“ haben die Herren noch zwei Bonustracks dazugepackt, offensichtlich Neueinspielungen älterer Songs, die zum Ende einer mauen Scheibe doch noch für Lichtblicke sorgen, denn die beiden Nummern sind durchweg gelungen. Der Vier-Sekunden-Track „NPB“ und die folgenden beiden Remixes sind hingegen wieder total verzichtbar und bilden den Abschluss eines Albums, das auf der einen Seite nichts Herausragendes bietet, auf der anderen Seite letztendlich aber auch keinem wehtut. Man muss schon ausgewachsener Fan des Sounds von SHC sein, damit einem bei „Chapter One: Spontaneous Human Combustion“ nicht zwischendurch die Füße einschlafen.

Wertung: 6 / 10

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