Review Selim Lemouchi And His Enemies – Earth Air Spirit Water Fire

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Rock

Nachdem sich The Devil’s Blood Anfang des Jahres überraschend aufgelösten, legte Bandchef Selim Lemouchi bereits Mitte des Jahres unter dem Banner SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES mit „Mens Animus Corpus“ seine Solo-Debüt-EP vor, der er nun mit „Earth Air Spirit Water Fire“ das erste vollständige Album folgen lässt, welches den eingeschlagenen Pfad fortsetzt.

Eröffnet wird „Earth Air Spirit Water Fire” mit einem ausgedehnten Sample von Ralph Bakshi aus dem Film „Coonskin“. Danach entwickelt sich der Opener „Chiaroscuro“ über einen sanften Groove mit männlichem Gesang zu einem zeremoniell –meditativem Stück, dass vor allem durch den Gesang von Selims Schwester Farida geprägt wird. Zwar verlaufen die Gesangslinien leicht disharmonisch, doch ist dies als eindeutiges und durchaus zielführendes Stilmittel erkennbar.

Es folgt der kürzeste Song der Platte – „Next Stop, Universe B.“, der mit seinen gut dreieinhalb Minuten wie ein klassischer Rock Song daherkommt und doch so viel mehr in sich birgt. Da paaren sich Selmins Leads mit Synths und dem Gesang, der Aufbau wirkt mit seinen drei Parts ganz gewöhnlich, doch wiederholt sich nichts, was der Nummer eine ungeahnte Tiefe verleiht.
Danach kredenzen SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES Kontrastprogramm, denn der zentrale Song von „Earth Air Spirit Water Fire“, „The Ghost Of Valentine“ ist nicht nur drei Mal so lang wie sein Vorgänger, sondern auch ein rein instrumenteller Ambient-Klangteppich, der Selims grandioses Gitarrenspiel zeigt und auf seine Art mehr wie musikalischer Rauch, denn wie ein echter Song wirkt. Sehr spannender Track.

Die letzten beiden Songs erstrecken sich zu fast gleichen Teilen über die verbleibenden gut 24 Minuten. „The Deep Dark Waters“ macht seinem Namen alle Ehre und vermittelt dem Hörer das Gefühl eines großen fließenden Gewässers, dass an einem vorbeizieht. Dabei denkt man unwillkürlich an Pink Floyd, deren fließender Sound hier wohl die passendste Referenzgröße ist. Nach gut fünf Minuten kommt der Song fast gänzlich zum Erliegen, nur um mit neuem Schwung zurückzukehren und Selim Platz für ein paar tolle Solos zu bieten.
Mit „Molasses“ haben sich SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES den vielleicht besten Song für das Ende des Albums aufgehoben. Ein absolut grandioser Track, mit dem sich die Fans von The Devil’s Blood wohl am ehesten identifizieren können, nicht zu letzte dank des Umstandes, dass Farida hier wieder ihr wunderbares Organ zu Gehör bringen darf. Pink Floyd bleiben trotzdem die musikalisch nähere Bezugsgröße.

Was man „Earth Air Spirit Water Fire“ zu jeder Zeit anhört, ist die Spontanität, mit der die Platte geschrieben wurde. Hier ist nicht jede Note durchgeplant, hier hat man sich einfach zusammengesetzt, Musik gemacht und das Aufnahmegerät nebenher laufen lassen. Ein mittlerweile ungewöhnlicher Ansatz, der gerade deswegen ein frisches Element in das Debüt von SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES bringt.
Ein Wort noch zu den Texten: Obwohl „Earth Air Spirit Water Fire“ kein Konzeptalbum ist, sind die einzelnen Songs doch durchaus miteinander verknüpft und erzählen alle, unabhängig voneinander, etwas über ihren Schöpfer. Selim hat Texte verfasst, die so persönlich sind wie nichts, was er vorher veröffentlicht hat, was allerdings auch teilweise der thematischen Ausrichtung von The Devil’s Blood geschuldet ist.

Was „Earth Air Spirit Water Fire“ definitiv nicht ist, ist ein Album, das man nebenher laufen lassen kann. SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES haben eine Platte aufgenommen, die Aufmerksamkeit fordert, ebenso wie sie Zeit benötigt, um im Hörer zu reifen. Das mag in unserer schnelllebigen Zeit ungewöhnlich und vielleicht auch unangenehm sein, doch wer der Scheibe diese Zeit und Aufmerksamkeit schenkt, der wird ein wunderbares Stück Musik für sich entdecken, dass den Aufwand mehr als wert ist.

Wertung: 9 / 10

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