Signs Of The Swarm Absolvere Coverartwork

Review Signs Of The Swarm – Absolvere

Das Besetzungskarussell bei SIGNS OF THE SWARM hat sich kurz vor Veröffentlichung ihres viertes Albums „Absolvere“ erneut gedreht. Neben mehreren Wechseln an Gitarre, Bass und Schlagzeug verließ Sänger CJ McCreery die Band 2018 in Richtung Lorna Shore, nur um ein Jahr später dort wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs wieder rausgeschmissen zu werden. Im August 2021, und damit nur eineinhalb Monaten vor Release, mussten SIGNS OF THE SWARM selbst ihren Gitarristen Cory Smarsh vor die Tür setzen, nachdem ihm Körperverletzung, psychischer Missbrauch und sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden. Auch um den inzwischen ausgeschiedenen Bassisten Jacob Toy rankten sich ähnliche Gerüchte. Unabhängig davon, ob und was an den Vorwürfen dran ist: Schwere Kost, die die zum Trio geschrumpfte US-Combo aus Pittsburgh, Pennsylvania erstmal verdauen muss.

Bobby, David und Jeff hoffen nun auf bessere Zeiten. Die ersten beiden SIGNS-OF-THE-SWARM-Alben „Senseless Order“ (2016) und „The Disfigurement of Existence“ (2017) gingen nicht ganz zu Unrecht noch in der Masse der Slamming-Deathcore-Releases unter. Mit „Vital Deprivation“ konnten sie 2019 qualitativ zulegen, das gewisse Etwas aber fehlte noch, um die ganz große Aufmerksamkeit zu erregen.  Mit „Absolvere“ muss sich das nun ändern, denn sie setzen ihre positive Entwicklung mit großen Schritten fort: sowohl Songwriting, Produktion, Abwechslung und der Grad an Brutalität erreichen ein neues Level, nicht nur für Bandverhältnisse, sondern auch auf das gesamte Genre bezogen.

Das wird schon nach wenigen Sekunden deutlich, wenn das bedrohlich-orchestrale Intro von „Hymns Ov Invocation“ in wuchtiges Chaos mündet. Ein furioses Blastbeat- und Riffgewitter wird entfesselt: Bobby Crow trommelt mit zerstörerischer Präzision und Geschwindigkeit, die beiden Gitarristen agieren technisch anspruchsvoll und zugleich unglaublich hart. SIGNS OF THE SWARM präsentieren sich von Beginn an brutal und aggressiv, sie geizen auch nicht mit Tempo- und Rhythmuswechseln sowie beeindruckenden Breakdowns. Gleich drei davon bietet die Band in den letzten zwei Minuten von „Totem“, mit denen sie eine heftige Wirkung entfesseln. Wenn diese dann noch durch die garstigen Vocals angereichert werden, schlagen sie so richtig in die Magengrube.

Dave Simonich ist nicht nur bei „Totem“, sondern auf dem gesamten Album eine absolute Naturgewalt. Seine Growls sind unfassbar tief und wütend, er transportiert Aggression und Intensität auf eindringliche Weise. Klar, wie viele seiner Genrekollegen verfällt auch er häufig in Kaskaden unverständlicher Schreie, Growls, Pig Squeals und verzerrten Screams. Das ist manchmal etwas überzogen, den Wüterich gibt er aber so überzeugend, dass es ihm gerne verziehen sei. Bei „Dreaming Desecration“ und „Death Whistle“ kommen erstmals in der Bandgeschichte kurze Passagen mit klaren Gesängen vor. Das ist absolut songdienlich und sorgt mitnichten für einen Abbruch der Brutalität – viel mehr bereichert es die Songs stattdessen.

SIGNS OF THE SWARM haben gelernt, wie sie die Härte gekonnt aufbauen. Jeder einzelne Breakdown schlägt intensiv ein, was gleichermaßen am akkuraten Spiel sowie der druckvollen Produktion liegt. Sie sind nie zum Selbstzweck eingebaut und unterbrechen den Fluss der Songs nicht. Jegliche Herausnahme der Geschwindigkeit ist genau richtig platziert und lässt die langsamen, brutalen Riffs umso heftiger wirken. Auch abgesehen von den Breakdowns wissen SIGNS OF THE SWARM zu überzeugen: die Atmosphäre erinnert vor allem in den Blastbeat-Passagen an Nile und das mächtige „Nameless“ etwa beeindruckt durch seine an Krisiun erinnernden Stakkato-Riffs.

Das letzte Albumdrittel schraubt die Qualität dann nochmal nach oben: Die Gastbeiträge von Despised-Icon-Sänger Alex Erian („Hollow Prison“) sowie Shadow-Of-Intent-Frontmann Ben Duerr („Blood Seal“) sind sehr gelungen und das abschließende „Death Whistle“ stellt gar den Höhepunkt der Platte dar. Mit schwarz angehauchter Düsternis, gewaltigen Headbangpassagen, infernalischen Blastbeats und dem überraschend stimmigen Klargesangspart erschaffen SIGNS OF THE SWARM ein übermächtiges Monster von einem Deathcore-Song. Als besonderes, angsteinflößendes Extra kommt im Breakdown in der Trackmitte eine echte aztekische Death Whistle zum Einsatz: mit dieser haben die Azteken menschliche Todesschreie imitiert – Gänsehaut garantiert!

„Absolvere“ ist zwar ein sperriges Album, gibt man ihm die benötigte Zeit, entfaltet es aber seine Finessen und mehr und mehr Parts bleiben auch hängen. Fans von Lorna Shore oder Shadow Of Intent sollten SIGNS OF THE SWORM definitiv eine Chance geben. Überhaupt sind die Amerikaner mit „Absolvere“ auf einem qualitativ so hohen Niveau angelangt, das sie in der Deathcore-Szene ganz nach oben katapultieren sollte.

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Wertung: 9 / 10

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