Review Six Gallery – Breakthroughs In Modern Art

Es ist schon verwunderlich, was heutzutage als „Album“ verkauft wird. Das Debüt der fünfköpfigen amerikanischen Kapelle SIX GALLERY kommt auf gerade einmal 38 Minuten reine Musik bei zehn Tracks. Da wäre selbst im LP-Zeitalter schon mehr drin gewesen. Nunja, jeder muss selbst entscheiden, wie viel Gegenwert er für sein hart verdientes Geld möchte. Immerhin muss man SIX GALLERY zu Gute halten, auf die Klasse geachtet zu haben, wenn sie schon nicht mit der Masse punkten können.

Klasse hat das, was die fünf Jungs aus Ohio hier abliefern, vor allem deshalb, weil es recht frisch und neuartig klingt. Wie wir wissen, gibt es Bands, die Alternative spielen; es gibt Combos, die Emocore spielen, es gibt Prog, New Artrock, Mathrock, Postrock, Postmetal und alles, was die Stilschubladen sonst so hergeben. SIX GALLERY verbinden musikalischen Anspruch mit der Spontanität einer College Rock-Band. Das Ergebnis klingt nicht so verkopft und intellektuell wie Oceansize, nicht so ungestüm wie And You Will Know Us By The Trail Of Dead, und keineswegs so stromlinienkonform wie ihre Labelkollegen Caesars Rome.

Die Gesangsmelodien, vorgetragen von Daniel J. Francis, fräsen sich zögerlich in die Gehörgänge ein, während die beiden Gitarristen Will Vokac und Ben Schreiber sich in Gitarrenfiguren und -licks verlieren, die zwar viele Noten haben, aber unheimlich feingliedrig sind. Hier passiert mehr als nur schnelles Alternative-Geriffe. Schlagzeuger Benji Miller geht folgerichtig auch verspielter zu Werke, als man es von der üblichen Alternative Rock-Gruppe gewöhnt ist.

Die Jungs können es nicht nur uptempo-frickelig („Bermuda Triangles“, „Just Hey“), sondern auch getragen („Honestly, Really?“), verträumt („Built To Last“) oder gar überraschend folkloristisch (im unbetitelten Hidden Track am Albumende). Die Songs sind – mit zwei Ausnahmen – allesamt unter vier Minuten lang und doch nicht zu kurz. Insofern muss der Rezensent seinen anfänglichen Vorwurf zurücknehmen – selten gab es in weniger als 40 Minuten soviel Musik und Ideen zu hören!

„Breakthroughs In Modern Art“ ist ein Album, das allen Freunden von Bands wie Oceansize oder Dredg zu empfehlen ist. SIX GALLERY lassen sich auf kein Genre begrenzen und auch sonst nur schwer in Worte fassen. Ganz so wie die meisten der Bands, mit denen sie in dieser Rezension verglichen wurden. Ihnen ist mit ihrem Debüt in der Tat ein kleines, aber feines Juwel gelungen. Der große „Breakthrough“ steht dann vielleicht mit dem nächsten Werk bevor? Modern und künstlerisch sind die Jungs jedenfalls schonmal. Tiefergehende Beschäftigung empfohlen!

Wertung: 8.5 / 10

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