Vielleicht hat sich in meinem Briefkasten ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum aufgetan – und das Päckchen, das nun vor mir liegt, ist durch dieses, aus einer längst vergangenen Zeit herausgepurzelt, um nun vor mir auf dem Tisch zu liegen und mir zur Verwunderung zu gereichen.
Es geht um eine Band namens SKARDUS, der Inhalt des Päckchens ist zwar eine CD-R, jedoch lässt das „Booklet“ erahnen, dass das Demo, um das es geht, eigentlich auf Kassette erscheint. Ja, richtig gelesen, auf Kassette. Für alle Leser, die erst nach 1998 begonnen haben, aktiv Musik zu hören, sei hier kurz erklärt, dass es sich dabei um ein Magnetband handelt, auf welchem man seinerzeit 90 Minuten Musik speichern und in unhandlichen Geräten mit sich herumschleppen konnte, bevor der Diskman und schließlich die mp3 mit dem dazugehörigen Player erfunden wurde.Seinerzeit mag die DVD-Trader-Szene essenzieller Bestandteil der Black-Metal-Welt gewesen sein – was es irgendwie, zugegebenermaßen, cool macht, eine Black-Metal-Demo so zu veröffentlichen. Damals mag aber auch truer Black Metal noch cool gewesen sein, was die vorliegende Demo aus heutiger Sicht leider nicht besser macht. Denn was SKARDUS hier präsentieren ist zwar durchaus ordentlich gemacht, leider dennoch schlichtweg belangloser, uninspirierter Black-Metal der primitivsten Sorte: Powerakkord-Riffs in garagigem Sound, gesichtsloses Gekrächze und Texte, die bereits durch Titel wie „Pesthauch“ oder „Blut wie Feuer“ inhaltlichen Tiefgang kategorisch ausschließen, ergeben zusammen vielleicht ziemlich truen Black Metal – hörenswert ist das jedoch höchstens für Leute, die die ersten Darkthrone-Scheiben noch aus anderen Gründen als Nostalgie und Traditionsbewusstsein im Schrank stehen haben. Und nicht sonderlich sorgsam gestimmte Gitarren als true erachten.
Man kann nicht abstreiten, dass die Kombination aus Retro-Black-Metal und einem Demo-Tape durchaus gelungen ist – und in diesen Kontext passen sowohl das Layout des Inlays als auch die Texte. Wen das jedoch heute noch musikalisch zu berühren vermag, kann ich mir kaum vorstellen, ist diesbezüglich doch wirklich alles gesagt, und mir fallen wenig gute Gründe ein, warum man die Musik dieser Zeit künstlich nochmal aufleben lassen sollte.Wer dennoch in Erinnerungen schwelgen möchte, kann sich das auf 100 Stück limitierte Tape über die offizielle Facebook-Seite der Band bestellen. Wie skurril.
Keine Wertung