Reuben Christopher Jordan, im Metal-Underground unter seinem Künstlernamen Matron Thorn bekannt, ist ein Mann mit vielen Gesichtern und scheinbar unerschöpflichen zeitlichen Ressourcen. Der gebürtige US-Amerikaner, der sich inzwischen in Finnland niedergelassen hat, ist der kreative Kopf zahlloser obskurer Extreme-Metal-Projekte, mit denen er mitunter mehrmals jährlich neues Material veröffentlicht. Ein eher spät zur nicht enden wollenden Liste seiner musikalischen Outlets hinzugefügter Eintrag ist die von ihm gegründete Band SKRYING MIRROR. Auf seinem Debüt „Omnimalevolence“ knüpft das Trio dem veröffentlichenden Label zufolge an Thorns frühes Schaffen mit Ævangelist an. Zugleich zeige es jedoch die Erfahrungen, die Thorn in den vergangenen zehn Jahren gesammelt hat – es soll Thorns ausgereiftestes Werk sein.
Tatsächlich schindet „Omnimalevolence“ auf Anhieb ordentlich Eindruck. Schon das stilvolle Coverbild prägt sich mit seinen scharfen Kontrasten und seinem beunruhigenden Schwarz-Rot-Schema um einiges deutlicher ein als die surrealen, wirren Bilder, die man von Ævangelist-Platten mittlerweile gewohnt ist. Dass das Album mit seiner Laufzeit von knapp 40 Minuten verhältnismäßig kompakt ausgefallen ist, verrät zudem bereits vor dem Hören, dass SKRYING MIRROR in ihren Songs nicht lange fackeln. Ausgedehnte Dark-Ambient-Einsprengsel – ein Markenzeichen vieler Veröffentlichungen in Thorns Backkatalog – haben hier keinen Platz.
Stattdessen wird in den Tracks, die mit Ausnahme der achteinhalb Minuten langen Abschlussnummer „Failure“ annähernd so kurz wie ihre Titel sind, von Anfang an und durchwegs bis zum Ende mit roher Gewalt vorgegangen. Bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Growls, mehr das Brüllen einer grauenvollen Monstrosität als die Stimme eines Menschen, verschmelzen mit brachialen Gitarrenriffs, einem knurrenden Bass und bauchigen Drums, die sich immer wieder gemeinsam zu einem mächtigen Groove aufbäumen. Melodien werden von SKRYING MIRROR allenfalls angedeutet und auf bizarre Weise verdreht, sodass man sich immerzu im Sog eines höllischen Abgrunds wähnt.
Die schiere Klanggewalt der Musik kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf „Omnimalevolence“ letztlich ein Song wie der andere klingt und die Wendungen der Tracks kaum jemals ins Bewusstsein dringen. Bis auf eine reduzierte Passage in „Failure“, in der SKRYING MIRROR sich zurücknehmen und einen subtilen Soundteppich über einlullenden Perkussionen auslegen, bleibt von der Platte nichts im Speziellen, sondern nur der Gesamteindruck in Erinnerung.
Man kann SKRYING MIRROR durchaus zugutehalten, dass es sich bei ihrem ersten Album um eines von Thorns stringenteren und weniger langatmigen Werken handelt. Dass der Tausendsassa eine weitere Band gegründet hat, um im Grunde dasselbe wie mit Ævangelist bloß in gestutzter Form zu machen, ist allerdings ebenso unverständlich wie die zermürbende Monotonie des Songwritings. Im Gegensatz zu seinem prägnanten Coverbild fehlt es „Omnimalevolence“ in musikalischer Hinsicht an scharfen Konturen. So schickt Thorn mit SKRYING MIRROR ein weiteres Mal seine grenzenlose Missgunst in die Welt hinaus, ohne dieser eine greifbare Form zu geben.
Wertung: 6 / 10