Review Slaughter To Prevail – Kostolom

„Run Cyka, run!“, so die den Opener „Bonebreaker“ beschließende Warnung aus Jekaterinburg. SLAUGHTER TO PREVAIL setzen mit ihrem zweiten Album „Kostolom“ nach und machen klar, dass die Russen keine Grenzen kennen: weder Grenzen hinsichtlich bedienter Spielarten, und schon gar nicht hinsichtlich absurd brachialer Musik, die – man muss es so sagen – wie zelebrierte, intonierte Gewalt klingt.

SLAUGHTER TO PREVAIL wären aber nicht derart besonders, wenn sie es nur dabei beließen. Neben all der ausufernden Aggressivität gelingt es ihnen spielerisch, eine ebenso extreme wie technische Vielfalt in ihren Stücken unterzubringen. Das sind einerseits Fragmente, wie etwa eine 15-sekündige Ode an den Black Metal in seiner reinsten Form zu Beginn von „Head On A Plate“, was zunächst völlig aus dem Kontext gerissen wirkt, allerdings erstklassig produziert ist. Weiter sind es andererseits offensichtliche Grüße an Ikonen anderer Sparten. So zu hören auf „Demolisher“: Dieser klingt anfangs wie rohes Slipknot-Material, erhält dann Devildriver-Grundelemente und wird durch typisch tief-gezerrte Vocals als Trademark der „Russian Hate Crew“ veredelt. Und so fügt sich das angesprochene gefühlt kontextlose Stückwerk schlussendlich eben doch gekonnt zu einem entfesselten Ganzen zusammen, das exklusiv nach SLAUGHTER TO PREVAIL klingt.

Was für ein begnadeter Frontmann Alex „The Terrible“ ist, zeigt sich auch auf den Stücken „Baba Yaga“ und dem gewaltigen „Zavali Ebalo“. Dieses gekonnte Spiel mit verschiedenen Stimmlagen im sekundenschnellen Wechsel ist schlichtweg beeindruckend. Shikolai kann grunzen, shouten und verblüffend gut singen. Das macht er aber nur mit viel Bedacht, weil klarer Gesang über weite Teile dieses düsteren Albums offenkundig nicht die richtige Wahl wäre. Auf „Your Only“, einem verhältnismäßig harmonischen Titel, hingegen schon. Um seine Fähigkeiten weiß der Sänger wohl ganz gut Bescheid, lässt er sich auf „Bratva“ – der vielleicht komplettesten und stärksten Nummer des Albums – nach stimmigen Elektrosamples verheißungsvoll ankündigen: „Ladies and Gentlemen, you’re listening to Alex The Terrible“ und eröffnet den Song über die russische Mafia mit einem beeindruckenden Shout aus tiefstem Herzen. Diese Nummer zeigt sehr gut, wie es SLAUGHTER TO PREVAIL schaffen, all die dargebotene Härte immer wieder mit treibendem Groove zu unterlegen, was diese Band schlussendlich ausmacht.

Die hier gebotenen 49 Minuten sind vollgepackt mit Spielwitz, Kreativität und der mitunter derbsten Musik, die der Markt heute zu bieten hat. SLAUGHTER TO PREVAIL fühlen sich ausgesprochen wohl in ihrem Image als muskulöse, tätowierte und gruselige, goldene Masken tragende Angsteinflößer. Und vor allem gelingt es ihnen mit praktisch jedem Song, ihr visuelles Erscheinungsbild mit exakt dem Sound zu verschmelzen, den man erwarten würde. Nur, dass sie noch einen draufsetzen. Trotz all der musikalischen Bedingungslosigkeit steckt so unglaublich viel technische Finesse im Soundgewand der Truppe, dass es eine Freude ist, das zweite Album dieser begnadeten Musiker wieder und wieder zu hören.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Andreas Althoff

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