Review Ásmegin – Arv

Fünf Jahre sind eine relativ lange Zeit im Musikgeschäft. Ein halbes Jahrzehnt ist es nun her, dass ÁSMEGIN mit „Hin Vordende Sod & Sø“ ihr Debütalbum herausbrachten, und heuer erst liegt das Zweitwerk vor. Der Name ist weitaus weniger kompliziert, „Arv“ steht schlichtweg für „Erbe“. Ob diese Kürze wohl System hat?

Als die Norweger Anno 2003 ihren Erstling unters Volk brachten, war dieser dem guten Bob noch zu überladen an abgefahrenen Ideen (siehe Kritik). Mir hingegen sagte die verspielte Mischung aus rasendem Black/Death- und melodischem Folk Metal sehr zu, sehen wir doch mal, was sich in fünf Jahren so getan hat.

Das Gesamtbild von „Arv“ ist, das stellt man schnell fest, um einiges ruhiger und etwas geradliniger als noch auf dem Vorgänger, wie man es ja auch schon aus dem Titel deuten könnte. Keineswegs ist ÁSMEGIN deswegen zu einfacher Hausmannskost geworden. Nach wie vor steht die Band für den progressiven Flügel des folkloristischen Metals und ein direkter Vergleich mit einer der bekannteren Gruppen findet sich nicht. Der aufmerksame Hörer wird viele verrückte Einfälle entdecken: Ein kerniger Männerchor bei „Generalen og troldharen“ erinnert ein wenig an das „Pinky und der Brain“-Theme oder das Ende des Titelsongs wird von einer ausgesprochen hohen Frauenstimme gebildet, während „Hiertebrand“ den deutlichsten Kontrast zwischen verspielten Folkmelodien und metallischem Tiefdruck demonstriert. „Prunkende, stolt i jokumsol“ wiederum ist völlig ruhig-verträumt-akustisch und von der Gastsängerin getragen. Lumsk lassen grüßen.

Stärkstes Stück der Platte ist der „Yndifall“, der zwar einerseits von seinem Grundgerüst her der klassischste Pagan Metal-Song der CD ist, aber vor allem mit seinem ruhigen atmosphärischen Zwischenspielen Spannung aufbaut, um dann in einem mächtigen Finale noch mal die Kernmotive des Stücks zu bringen. Und noch weitere großartige Momente hat „Arv“. Auch das abschließende neunminütige „En myrmylne“ trumpft anfangs noch mal mit epischem und doch dezentem Bombast auf und entführt in die weiten Landschaften des Nordens, immer wieder unterstützt von einer Gastsängerin. Dass im späteren Verlauf der Nummer auch noch eine rockige Hammondorgel kurzweilig dominiert, spricht weiter für die Verrücktheit der Norweger.

Warum ist nun eine vergleichsweise eingängige Nummer nun das größte Lied dieser Band, die sonst durch ihre vertrackten Spielereien punkten konnte? Nun, die Antwort fällt etwas ernüchternd aus. Den progressiven Ideen von „Arv“ fehlt einfach etwas der Effekt, den die Besonderheiten von „Hin Vordende Sod & Sø“ noch hatten. Man sitzt eben nicht mehr vor den Lautsprechern und denkt: „Wow, wie abgefahren!“ Liebe Ásmeginer, fünf Jahre sind eben eine lange Zeit. Was vor fünf Jahren noch eine Menge Staub aufwirbeln konnte, wird nicht davon besser, dass man das gleiche Gerüst abspeckt. Dafür hat sich eben insbesondere im boomenden Pagan Metal zu viel getan, man hat zu viel gehört, als dass man mit Geradlinigkeit ein neues Zeichen setzen kann. Während, wie Stefan schrieb, auf dem Vorgänger die vielen Ideen auf eine längere Spielzeit hätten gestreckt werden können oder sollen, so wäre hier beides nicht verkehrt gewesen: Längere Spieldauer und dabei kein Abbau der verrückten Einfälle. Auch die Härte hätte nicht zwingend so sehr abnehmen müssen.

Wertung: 6.5 / 10

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