Review Sober Truth – Outta Hell

  • Label: Bret Hard
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Heavy Metal

Eine Band, die sich „einen Dreck um musikalische Spielregeln schert“, die durch den Fleischwolf dreht, was immer ihr gefällt. Klingt doch toll, oder? Rebellisch, verwegen und voll Rock ’n’ Roll. Da auch ich kein Fan von Schubladendenken bin, spitze ich meine Ohren mit entsprechender Neugier und bin gespannt, was SOBER TRUTH mit dieser anarchistisch anmutenden Attitüde auf die Beine gestellt haben.

Eins sei vorweg gesagt: Bei der vorliegenden Special Edition von „Outta Hell“ handelt es sich nicht um ein wirklich neues Album, sondern um eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage des bereits 2009 noch in Eigenregie aufgenommenen und veröffentlichten zweiten Langeisens der noch recht jungen Truppe aus der ehemaligen Bundeshauptstadt am Rhein. Da die Erstauflage laut Bandwebsite vergriffen ist, kommt die Scheibe nun mit neuem Cover und vier neuen Tracks auf den Markt. Die Tatsache, dass die Erstauflage weiterhin an gleicher Stelle feilgeboten wird, wirft dabei allerdings eher Fragen auf und lässt eine Wiederveröffentlichung auch etwas unnötig erscheinen. Doch lassen wir diese Rahmenbedingungen mal beiseite und kommen zum eigentlichen Thema, der Musik.
Schnell wird klar, dass die Jungs mit dem Genre Thrash Metal, dass ihnen auf dem Promo-Waschzettel vom Label aufgedrückt wurde, nur bedingt was zu tun haben. Mit der Wir-scheißen-auf-Regeln-Einstellung ist es aber auch nicht weit her. SOBER TRUTH zocken durchgehend eine moderne Spielart von Heavy Metal mit viel Doublebass-Einsatz und einzelnen Thrash-Anleihen. Die musikalische Nähe zu Rage ist nicht allgegenwärtig, lässt sich jedoch auch nicht leugnen. Frontmann Torsten Schramm shoutet, singt und rollt hier und da gerne mal das R. Handwerklich sind die Bonner über jeden Zweifel erhaben und der Sound lässt vergessen, dass es sich um eine Eigenproduktion handelt. Irgendwie will die Platte aber trotzdem nicht zünden. Warum?
Zunächst ist da der überwiegende Klargesang, der den Songs durch die tiefe, dunkle Stimme fast schon einen Gothic-Touch verleiht, was in meinen Ohren absolut nicht ins Bild passt. Des Weiteren kann das Quartett wohl so viele Stile durch seinen musikalischen Fleischwolf drehen, wie es möchte – so lange dabei der Einheitsbrei herauskommt, der uns auf „Outta Hell“ geboten wird, lässt sich damit nicht punkten. Die Tracks sind allesamt schön zackig und dynamisch, gehen aber zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus, anstatt einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Spätestens nach dem vierten Song fragt man sich, ob noch was Neues kommt, wird im Laufe der 67 Minuten jedoch enttäuscht.

So dümpelt „Outta Hell“ letztendlich vor sich hin, ohne richtige Durchhänger, aber auch ohne wirkliche Höhepunkte, mal schneller, mal langsamer, aber stets ähnlich und austauschbar. Auch die vier neuen Songs, die den Abschluss des Albums bilden, ändern daran nichts. Ob die ansehnliche Spielzeit dabei eher für Value for Money steht oder zusätzlich Langeweile provoziert, muss jeder für sich entscheiden. Die nüchterne Wahrheit ist: „Outta Hell“ ist kein Griff ins Klo, wirklich brauchen tut’s aber keiner.

Wertung: 6 / 10

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