Review Sol – I Am Infinity

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Doom Metal

Name ist Schall und Rauch.
Denn klang- sowie verheißungsvoll „Cosmos Reshaping“ tituliert, entpuppt sich das Intro des bereits zweiten SOL-Werkes, „I Am Infinity“, recht schnell als eine mehr oder minder ereignislose Geräusch-, um nicht zu sagen Lärmkulisse, die sich über ihre vollen sieben Minuten Länge nur mäßig entwickelt.
Hat man diese erst einmal hinter sich, schlägt dem Hörer ein mäßig spannendes Riff in noch mäßigerer Produktion entgegen, das schon auf die ersten Töne nicht zünden mag – der Blick auf die Playlist wirkt sogleich desillusionierend: über zehn Minuten soll allein dieses Werk künsterlischen Schaffens währen – und wie erwartet, wissen diese weder mit Spannung noch durch innere Entwicklung zu glänzen, garnicht erst zu reden von etwas so progressivem wie Abwechslung.
So darf hier natürlich auch der klischee-Akustik-Part nicht fehlen, der nach zwei Drittel der Spielzeit mehr als unmotiviert eingebaut wird, ohne jedoch auch nur im geringsten überzeugen zu können: Sonderbar dumpf und undefiniert im Klang, musikalisch an Belanglosigkeit kaum zu übertreffen und in der Länge wohl an der DIN-Norm für Mindestängen von Akustik-Bauteilen orientiert.
Gesanglich wechselt man dabei abwechselnd zwischen doomig-deathigem Growling, am klassischen Black Metal-Kreischen orientiertem Geschrei, sowie einem – nebenbei bemerkt dem am überzeugendst wirkenden – gurgelnden Gesang, der ein wenig an Attila von Mayhem erinnert. Das Ganze trägt dabei jedoch nicht unbedingt zum Aufkommen einer stimmigen Atmosphäre bei, da man sich nicht auf eine Gesangsart festlegt und die anderen als Effekte einsetzt, sondern stets relativ plump von Abschnitt zu Abschnitt durchwechselt.
Und doch hätte man darüber noch hinwegsehen können, wäre der Rest des Materials in sich stimmig gewesen [im Nachhinein betrachtet ist der Gesang nämlich noch das beste an „I Am Infinity“].
Dem ist aber leider nicht so, denn auch auf den anderen Feldern kann SOL nicht wirklich punkten:
So ist ja gegen truen Klang an sich durchaus nichts einzuwenden, so er denn in sich stimmig klingt [Man sehe sich hier nur die Labelkollegen von Impavida an, die mit „Eerie Sceneries“ hierfür ein Paradebeispiel abgeliefert haben]. Hier hingegen wirken die einzelnen Spuren stellenweise, als wären ihre Lautstärken nach dem Zufallsprinzip eingestellt worden, so dass die CD vom Mix her mehr als uneinheitlich und unausgewogen aus den Boxen schallt.
Dass sich über die komplette CD auch noch Unsauberkeiten, sowohl hinsichtlich Tempo, als auch bezogen auf die Instrumentstimmungen, bemerkbar machen, ist die eh schon mäßige Freude am Zuhören nahezu gänzlich zu Nichte gemacht.
SOL wären dabei das perfekte Beweismittel in einem Indizienprozess, in dem der versammelten Künstlerschaft bewiesen werden soll, dass der zehnminütige Song an sich gesehen nicht per se gut ist: So wäre der Ideenreichtum von SOL wohl auch bei halb so langen Songs hinreichend ausgelastet gewesen – für zehn Minuten reicht er jedenfalls nicht: Die Songs folgen alle dem gleichen Schema, Überraschungen gibt es hier keine: Auch „From Ashes To Infinity“ hat einen Cleanteil aufzuweisen, nach – dreimal darf man raten – genau: zwei Drittel des Songs. Diesmal zwar mit klassischen Instumenten gespielt, jedoch klingen diese vom Feeling wie auch vom Sound her dermaßen gesichtslos, dass es sich gut und gerne auch um am PC erstellte Midispuren handeln könnte.
Das Outro, stellt zwar durch seine strukturierteren, sphärischen Klänge und den Einsatz choralen Gesangs ein gelungenes Gegenstück zum Intro dar, jedoch vermag dieser kleine, halbwegs gelungene Kniff das Gesamtergebnis nicht zu retten.
Was nach beinahe einer kompletten Stunde Spielzeit hängenbleibt, ist mal wieder die Erkenntnis, dass Spielzeit eben nicht alles ist, auch nicht im doomig angehauchten Black Metal: Es bedarf auch noch ein wenig Kreativität sowie Gefühl für Arrangement, Komposition und Klang, um ein Album gut werden zu lassen.
Dies alles im Hinterkopf entfaltet sich nun auch der Album-Titel „I Am Infinity“ in seiner Bedeutungsvielfalt… steht im Lexikon doch neben „Unendlichkeit“ auch „Endlosigkeit“. Und zumindest dieses Versprechen hält „I Am Infinity“, denn in der Tat, wahrlich endlos erscheint die Zeit, bis der CD-Player, von einem befriedigenden Surren untermalt, endlich die CD anhält.
Name ist eben doch nicht immer Schall und Rauch.

Wertung: 3 / 10

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