Review Solution .45 – Nightmares In The Waking State, Part II

Christian Älvestam wird mit SOLUTION .45 wohl nie ganz aus dem Schatten seiner ehemaligen Band Scar Symmetry heraustreten können. Mal abgesehen von den musikalischen Parallelen haben es sich offenbar beide Bands gleichermaßen in den Kopf gesetzt, mehrere zusammengehörige Alben zu veröffentlichen. Während letztere jedoch eine ambitionierte Trilogie anstreben, die dementsprechend Zeit zum Entstehen benötigt, sollte man die beiden Teile von „Nightmares In The Waking State“ von SOLUTION .45 wohl als zwei Hälften eines Ganzen betrachten, sodass es nicht verwundert, dass die beiden nur ein gutes halbes Jahr Wartezeit trennt. Doch will gut Ding wirklich immer Weile haben?

Dass in geradezu verwerflicher Faulheit einfach das Cover-Artwork des Vorgängers neu (und wohlgemerkt nicht schöner) eingefärbt übernommen wurde, wirft erst mal kein gutes Licht auf die Platte, das hätte man wirklich besser machen können. Die Musik dahinter kann sich hingegen ohne weiteres hören lassen. Natürlich wurde auch hier nicht viel verändert, SOLUTION .45 spielen weiterhin modernen Melo-Death, versetzt mit Groove und Prog Metal. Nach einem etwas überflüssigen Symphonic-Intro zeigen die Schweden im mit vier Minuten vergleichsweise kurzen „The Faint Pulse Of Light“, was sie drauf haben. Der Song treibt ordentlich nach vorne, die Gitarren sind heavy, im Refrain aber auch sehr melodisch und Älvestam konzentriert sich ganz auf seine kraftvollen Screams, von Kitsch keine Spur.
Natürlich kommt man jedoch auch diesmal nicht um die schmeichelnden Cleans herum, die für seine Gesangsparts charakteristisch sind. Diese funktionieren besonders gut, wenn sie mysteriös („Chain Connector“), kraftvoll („Inescapable Dream“) oder sphärisch („Heavy Lies The Crown“) klingen. Leider übertreibt es der werte Herr Älvestam manchmal etwas, insbesondere im Refrain des stellenweise fast schon tech-deathigen „Built On Sand“, auf dem SOLUTION .45 neben waghalsigem Gitarren-Shredding auch ein spaciges Keyboardsolo eingebaut haben.
Auch die Halbballade „The Curse That Keeps On Giving“ stellt mit seinem pathetischen Klargesang die Geduld des Hörers ein wenig auf die Probe. Abgesehen von den Cleans fallen auch die groovend-modernen Gitarren-Sections hin und wieder störend ins Gewicht, doch ansonsten überzeugt das Quartett auch an der Saitenfraktion. Gerade die energetischeren Tracks wie der bereits erwähnte Opener, „Inescapable Dream“ oder „Misery Mantra“ zeigen die Band von ihrer besten Seite.

Mit ihren angeproggten Leads und Soli sowie den stimmungsvollen, vereinzelt auch symphonischen Keyboards und den variablen Vocals sollten SOLUTION .45 auch diesmal die verschiedensten Metal-Geschmäcker zufriedenstellen. Natürlich ist auch „Nightmares In The Waking State, Part II“ nicht frei von Kritik, die allzu sterile Produktion, das zum Teil unmelodische, moderne Riffing und der manchmal zu hohe Kitschfaktor dürften diesbezüglich wohl die meiste Angriffsfläche bieten. Ob die Band mit Scar Symmetry mithalten bzw. sie sogar übertrumpfen kann, muss jeder für sich selbst beantworten. Unabhängig davon handelt es sich bei dem vorliegenden Album jedenfalls um ein gelungenes Werk, das sich schnell in die Gehörgänge frisst.

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