Review Soul in Sadness – Zwischenwelt

SOUL IN SADNESS aus Süddeutschland sind Teil einer Szene, die – glücklicherweise – einfach nicht totzukriegen ist. Trotz einer schier unglaublichen Bandschwemme in den letzten 10 oder 15 Jahren, die allzu oft mit wenig Niveau, aber vielen Vorschusslorbeeren an den Start gingen, erfreut sich der (deutsche) Gothic Rock/Metal nach wie vor einer recht großen Beliebtheit.

Daran haben auch SOUL IN SADNESS ihren Anteil. Die Regensburger scheren sich wenig um Klischees, sondern ziehen ihr Ding durch. So kommt es zwar schon einmal vor, dass man sowohl lyrisch als auch musikalisch und in der persönlichen Inszenierung durchaus Wege beschreitet, die von Uninvolvierten sicher und pauschal als zu gothic-typisch abgelehnt werden. Ein gutes Beispiel dafür ist Der zweite Weg: ein relativ einfacher Songaufbau mit einer Ohrwurmmelodie und Texten, die den metallischen Moralwächtern entweder die Schames- oder Zornesröte ins Gesicht treiben. Glücklicherweise gibt es ja nicht nur verbohrte Hörer, sondern genügend Menschen, die derartiger Kunst offen gegenüber stehen. Und für diese gibt es tatsächlich einiges zu entdecken.

Das Intro kommt zwar stimmig, aber noch weitgehend unspektakulär daher, Zwischen hier und Leben ist dann aber gleich mal eine kleine Perle. Inhaltlich stellt es offenbar die Quintessenz des gesamten Albums, welches laut Info „Erkenntnis, Wahnsinn und Erlösung auf dem Weg zwischen hier und Leben“ beschreibt. Musikalisch wird die Reise auch recht hintergründig vorbereitet, alleine mit diesem Lied wird dem Hörer vor Augen geführt, was er im Laufe der folgenden Stunde erwarten kann. Rockige Gitarren, treibende Drums, tiefer Gesang, hier und da einige elektronische Einsprengsel, so weit zwar gar nichts Ungewöhnliches und auch die später aufspielende Flöte hat man im Gothic schon einige Male gehört, aber die Umsetzung ist wirklich ganz ordentlich gelungen.

Als ein weiterer ziemlicher Ohrwurm stellt sich Third Eye Blind dar, interessanterweise hat der Song einen englischen Titel, aber einen durchweg deutschen Text. Inhaltlich wird dem Individuum vor Augen ( ;-) ) geführt, dass sich nicht alle Dinge im sichtbaren Bereich abspielen, musikalisch wird auf ähnliche Mittel wie beim genannten Zwischen hier und Leben gesetzt, ein Konzept, welches auch an dieser Stelle voll aufgeht. Mit dem folgenden Neues Leben endet der erste Teil Erkenntnis. Leider kann der zweite Teil Wahnsinn das Niveau nicht ganz halten, dabei ist es nicht einmal schlimm, dass nicht auf eine härtere Gangart – wie der Titel vielleicht vermuten lassen würde – gesetzt wird. Vielmehr wird der Wahnsinn auf subtilem Wege vermittelt, aber wie gesagt, die Songs sind nicht ganz so stark wie im ersten und auch im dritten Teil Erlösung, welcher eigentlich wieder in allen Songs überzeugt.

Unter dem Strich haben wir zwar keinen absoluten Meilenstein, aber ein Album, welches man sich wirklich gut anhören kann. Die Wortwahl driftet manchmal etwas ins Kitschige ab, aber das gesamte Konzept zeigt doch, dass es immer noch und immer wieder Bands gibt, die mitdenken, die sich nicht mit platten Thematiken zufrieden geben. Hübsch und passend gestaltet ist das Artwork, die Texte sind auf „zerknittertem“ Papier abgedruckt und statt Fotos von jedem einzelnen Bandmitglied gibt es nur ein Gruppenfoto, dafür aber Zeichungen von Keyboarder Max Gröger. Dies verleiht dem Ganzen noch eine zusätzliche Tiefe und unterstreicht noch einmal, dass hier Sinn und Verstand am Werke waren.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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