Die italienischen Progmetal-Newcomer SOUL SECRET erfreuen Szenefreunde auf ihrem Debüt „Flowing Portraits“ mit sechs treibenden, epischen und überdurchschnittlich langen Kompositionen: Fünf Nummern bewegen sich zwischen sieben und sechzehn Minuten, lediglich „Regrets“ bedient sich mit 4 ½ Minuten Spielzeit.
Erfreulich ist auch, dass die Jungs erstaunlich wenig nach Powermetal klingen und wir es hier somit tatsächlich mit ausgepfeiltem Prog der guten Machart zu tun haben, denn: Die Kompositionen sind schlüssig, die Gesangsarrangements zwar hymnisch, aber nicht abgegriffen, und instrumental kann man der Combo auch nichts vorwerfen: Es wird genug soliert und gefrickelt, trotzdem steht der Song im Vordergrund. Sänger Mark Basile hat eine recht hohe – aber nicht zu hohe – und dennoch kraftvolle Stimme, die an einen seltsamen Mix aus Ian Parry (Elegy) und Dennis DeYoung (Styx) erinnert – mich zumindest.
Als Anspieltipp eignet sich ganz hervorragend „Inner War“, eine Nummer, die mit treibenden Gitarrenlicks, hymnischem Gesang und vielseitigen Soli zu überzeugen weiß. Der Longtrack „Tears Of Kalliroe“ trägt ziemlich dick auf, mit synthetischem Orchesterintro. Allerdings hat man ein solches schon wesentlich kitschiger und kompositorisch weniger ausgereift gehört – und der dann folgende Song weiß wie seine Vorgänger durch gute Strukturen, spannende Instrumentalparts und mitreißenden Gesang zu überzeugen. Hier wird deutlich: Wie alle neuen Progmetal-Kapellen, haben auch SOUL SECRET gern mal ein bisschen bei Dream Theater abgeschaut. Dennoch lassen sich noch viele andere Einflüsse ausmachen, sodass der Fünfer schon zu der vielseitigeren Sorte der Progmetal-Bands gezählt werden kann.
Den guten Songs und der gelungenen Soundauswahl steht eine nicht ganz so überzeugende Produktion gegenüber: Der Klang von „Flowing Portraits“ ist etwas verwaschen und matschig, so dass viele feine Details im Dickicht der Töne untergehen. Gelegentlich könnte es auch druckvoller rüberkommen, aber das ist ein typisches Problem von Erstlingswerken, für die ja meistens nur wenig Geld zur Verfügung steht.
Alles in allem ist den Italienern mit ihrem ersten Album ein echter Hinhörer gelungen. Sie legen hier ein Niveau an den Tag, dass die bekannten amerikanischen Progmetal-Helden auf ihrem Debüt vor beinahe 20 Jahren noch nicht vorweisen konnten. Von daher: Daumen hoch!
Wertung: 8 / 10