Das Cover des gleichnamigen Albums von Spirits Of Fire

Review Spirits Of Fire – Spirits Of Fire

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Heavy Metal

Der arme Tim Owens: Einst als Erbe Rob Halfords bei Judas Priest zu Weltruhm gelangt, wird der „Ripper“ nun auf ewig als deren Zweitbesetzung bekannt sein. Bei Iced Earth fristete er sodann ein glückloses Dasein über zwei mäßige Alben und auch mit Yngwie Malmsteen wollte seine Karriere nicht mehr so richtig in Gang kommen – höchstens im Falle von Charred Walls Of The Damned kann von einem einigermaßen beständigen und erfolgreichen Projekt gesprochen werden, doch auch hier herrscht seit einiger Zeit Funkstille. Das hat ein Shouter mit seinem Talent nicht verdient, weshalb es schön ist, dass sich Mr. Owens mit SPIRITS OF FIRE mal wieder an eine neue Band wagt.

Wenn man ehrlich ist, war Tim Owens in seiner bisherigen Karriere bei keiner Band besser aufgehoben als bei Judas Priest. Der Mann klingt wie der junge Rob Halford, nur ein bisschen moderner und konnte seither in keiner anderen Band von seinem enormen Stimmumfang so gut Gebrauch machen wie bei den Briten – nicht umsonst verdiente sich der Sänger aus Ohio seinen Spitznamen mit der Performance des gleichnamigen Priest-Songs. Mit dieser Qualität ihres Frontmanns versuchen SPIRITS OF FIRE hier massiv zu punkten, denn ihr Debüt orientiert sich stark am 1990er Jahrhundertwerk „Painkiller“ und allem, was so ähnlich klingt: Schon der Opener „Light Speed Marching“ steckt mit seinem treibenden Riffs sowie Leadgitarren- und Gesangsarrangements bis zum Hals im Fahrwasser besagter Platte und während das kaum originell ist, so steht diese Mischung dieser Truppe doch ziemlich gut.

Auch das folgende „Temple Of The Soul“ erweist sich als wuchtiges Uptempo-Brett im Stile moderner Judas Priest. Ähnlich verhält es sich mit Nummern wie „It All Comes Together“ sowie dem gelungenen „Meet Your End“ und so zeigt sich: Größtenteils rangieren SPIRITS OF FIRE hier im energiegeladenen U.S. Metal neuerer Bauart mit starker britischer Färbung – als Vergleichspunkte bieten sich neben Rob Halford und Co. auch zahmere Cage an. Wer nun glaubt, dass der „Ripper“ und seine Mannschaft hier lediglich dessen frühere Brötchengeber kopieren, ist jedoch auf dem Holzweg, denn SPIRITS OF FIRE sind doch zu mehr Vielfalt imstande, als anfänglich vermutet: Im gelungenen Titeltrack grooven die Herren geradezu infektiös dahin, die anfangs entspannt dahinplätschernde Semi-Ballade „A Game“ geizt zunächst nicht mit Southern Rock-Einflüssen, ehe die Nummer ordentlich Fahrt aufnimmt und das abschließende „Alone In The Darkness“ ist eine gar ruhige Angelegenheit.

Die stilleren Momente stehen SPIRITS OF FIRE zwar nicht ganz so gut, aber es zeigt sich doch, dass die Truppe durchaus zu vielschichtigem – und stilsicherem – Songwriting fähig ist und obendrein kann Mr. Owens hier das volle Spektrum seines Gesangstalentes zur Schau stellen. Übrigens wurden auch die übrigen Positionen in dieser Band hochkarätig besetzt, denn neben Mr. Owens sind hier Gitarrist Chris Caffery (u.a. Savatage), Bassist Steve DiGiorgio (u.a. Testament, Death) und Drummer Mark Zonder (einst bei Fates Warning) aktiv, weshalb man SPIRIRTS OF FIRE in technischer Hinsicht keinerlei Vorwürfe machen kann – ganz im Gegenteil, Riffs, Leads und das entsprechend wuchtige Drumming werden hier mit der Abzocktheit langjähriger Genre-Veteranen dargeboten, ohne dabei die nötige Spielfreude vermissen zu lassen. Die starke Produktion, die sich gerade im Hinblick auf den Gitarrensound zweifelsohne an der neuesten Judas-Priest-Veröffentlichung orientiert, tut ihr übriges, weshalb es SPIRITS OF FIRE mit diesem Album durchaus gelingt, ihre Hörerschaft konstant bei Laune zu halten. Da stört es auch nicht, dass die Truppe musikalisch kaum Neues zu bieten hat und ihre Vorbilder klar erkennbar sind, denn das, was sie tut, macht sie verdammt gut.

Mit einer Veröffentlichung wie dem SPIRITS OF FIRE-Debüt kokettiert Tim Owens offenkundig mit seiner Zeit bei Judas Priest – das sei ihm gegönnt, schließlich markierte das den Beginn seiner Karriere, der große Wurf wird ihm so jedoch vermutlich nicht gelingen. Dazu mangelt es klar an Individualität. Dennoch hört man nicht nur dem Frontmann dieser Band den Enthusiasmus für die Musik hier zu jeder Sekunde an, weshalb SPIRITS OF FIRE dank starker musikalischer Fähigkeiten und grundsolider Songs keinerlei Schwierigkeiten haben sollten, sich in die Herzen traditionsbewusster Metal-Fans zu spielen. Nicht originell, aber absolut unterhaltsam!

Wertung: 8 / 10

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