Review Stagnant Waters – Stagnant Waters

Das Feld des Avantgarde-Metals ist bekanntermaßen eine sehr weitläufige Spielwiese, auf der die Querköpfe, Visionäre und verrückten Vögel der Musikwelt, ihrem Wesen entsprechend, ihr Unwesen treiben. Und wie im echten Leben gibt es auch in der Avantgarde-Nische von Pseudo bis Psycho so ziemlich alles.

Wo man auf dieser Skala das Trio hinter STAGNANT WATERS einzuordnen hat, ist schwer zu beurteilen – auf sympathische Weise ein Rad ab haben die Herren jedoch ohne jeden Zweifel. Anders ist ein Album wie das selbstbetitelte Debüt der Band jedenfalls kaum zu erklären…
Was die Truppe hier auf ihre Hörerschaft loslässt, klingt zunächst nach postapokalyptischem Chaos: Electronics, Gitarren, ausgefallene Drum Pattern, Gesang, Keyboards, Geschrei, Beats, Klarinette – genau so unzusammenhängend und bunt zusammengewürfelt, wie sich diese Aufzählung liest, klingt auch die Musik. Aber gut, wen würde das auch wundern, steckt mit Svein Egil „Zweizz“ Hatlevik, ehemals bei Dødheimsgard aktiv, doch auch eine Extreme-Avantgarde-Koryphäe mit unter der der Decke.
Doch „Stagnant Waters“ ist mehr als die unbändige Kreativität verwirrter Geister… gibt man dem Album nur die Zeit und den Raum, die dieses einfordert. Denn ohne Frage: easy listening klingt anders. Wo zunächst wirre Kompositionen verschrecken, erwächst mit der Zeit eine von Durchlauf zu Durchlauf in sich stimmigere Klangwelt, die gerade durch ihre unerwarteten Wendungen und wahnwitzigen Arrangements zu begeistern weiß.
Was STAGNANT WATERS dabei präsentieren, ist mehr oder minder das Bindeglied zwischen den Songs von Dødheimsgard und den Klanginstallationen von Zweizz: Mitunter als Song identifizierbar, folgt die Musik von STAGNANT WATERS mit ihren über weite Strecken scheinbar eher losen Strukturen keinem klar erkennbaren Konzept – ob dem wirklich so ist, oder ob gerade diese Illusion das Konzept ist, ist dabei nur schwer zu sagen…

Fakt ist: Wer sich mit „Stagnant Waters“ auseinandersetzen möchte, sollte, neben einer sehr offenen Einstellung dem Begriff „Avantgarde“ gegenüber, vor allem Zeit und Geduld mitbringen. Investiert man von beidem genug in dieses Album, zahlt es sich aus – präsentieren STAGNANT WATERS hier doch wirklich vielfältige, beeindruckende Klangkonstrukte. Hat man beides nicht, sollte man von dieser Scheibe besser gleich die Finger lassen… dürfte sich ein einzelner Hördurchgang, so man es bei diesem einen belässt, doch eher frustrierend denn erleuchtend ausfallen.
Für Fans von Zweizz, Dødheimsgard, Shining (Nor) und Konsorten allemal, für alle anderen eher unter Vorbehalt zu empfehlen.

Wertung: 8.5 / 10

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