Review Staubkind – Zu weit

Louis Manke, in der Gothic-Szene bekannt geworden als Gitarrist von Terminal Choice,schaffte es, sich 2004 mit seinem Debüt „Traumfänger“ und einigen Hits einen Ruf alsSolist unter dem Namen STAUBKIND zu erarbeiten. Sein markanter Gesang erinnert dabeian Wolfsheims Peter Heppner und passte in ihrer tiefen Tonlage sehr gut zu den besungenenThemen und der recht genretypischen Musizierung. Nun ist der Nachfolger erschienen, derauf den verheißungsvollen Namen „Zu Weit“ hört.

Dabei hat sich der Sound im Vergleich zum Debüt kaum verändert. Über den Drumsschwebt ein synthetischer Klangteppich aus Streichern und Piano, der meistens die Melodieder Songs bestimmt, vorangetrieben von fetten, aber durchschnittlichen, Gitarrenriffs.Darüber thront Mankes Stimme und lässt den arglosen Hörer in seine mal sehnsuchtsvolle,mal melancholische oder hoffnungsgetränkte Welt eintauchen.

Musikalische Innovation kann man in diesem Genre, behaupte ich, sowieso nicht mehr erwarten.Was STAUBKIND so interessant und teils auch ergreifend macht sind die Stimme, dieausschließlich deutschen Texte, welche sich aber leider auch nicht trauen, die vom Genregesteckten Grenzen zu überschreiten, und die netten Melodien.

Leider ist das neue Album zumindest anfangs nicht sehr abwechslungsreich. Kein Song bleibtwirklich im Ohr, zu beliebig die Musik und zu austauschbar die Texte. Ob „Erinnerung“, „Gestern“oder der Titelsong „Zu weit“. Die stark in den Vordergrund gemischte Gitarre nervt schon nach wenigenSongs und zu deutlich merkt man auch den Melodien ihre synthetische Herkunft an, was auch Absichtsein kann, mich aber auf Dauer auch langweilt. Da kann auch Mankes Organ nicht mehr viel reißen.

Zudem hat man beim Hören oft genug das Gefühl, es doch alles schon mal gehört zu haben.So erinnern „Halt Mich“ und „Wunderschön“ doch stark an Oomph zu „Ego“- oder „Sperm“-Zeiten.Die eingeschoben wirkende Ballade „Wenn du schläfst“ kann trotz Gastgesang von Serena Grußnicht wirklich überzeugen. Erst zum Ende des Albums zeigt Manke, was das ganze Album hätte sein könnenund sollen:“Vergiss nicht“ bringt den Umbruch und die erhoffte Neuerung mit spärlicher Instrumentierung ausAkustik-Gitarre (na endlich), Schlagzeug, Bass und dezent im Hintergrund anklingendem Klavier.Auch das folgende „Königin“ kann trotz der wieder einsetzendenelektrischen Gitarre überzeugen, da es weniger vor sich hinplätschert als vielmehr nach vorn treibtund innerhalb des Songs mehr Abwechslung bietet, u.a. mit Kinderstimme und mal in den Vordergrundreichenden Streichern. „Als ich fortging“, eine wieder von Manke solo gesungene Ballade auf Klavier, und“Viel mehr Akustik“, nun wieder mit Akustikgitarre und aus dem bisherigen Muster ausbrechenden Harmonien,können auf ganzer Linie überzeugen, so hätte ich mir das von Anfang an gewünscht.

Insgesamt eher ein enttäuschendes Ergebnis, wenn von den insgesamt 13 Songs nur knappe vier wirklichhängen bleiben und etwas neues bieten, während der Rest eher vor sich hin plätschert oder nervt.Niemand, der „Traumfänger“ mochte, wird sich hier vor den Kopf gestoßen fühlen, auch wenn meinerMeinung nach eine Weiterentwicklung möglich und wünschenswert gewesen wäre.Was das Album hätte sein können zeigen besagte vier herausstechenden Songs, die sich anzuhörenaber tatsächlich lohnt. Nächstes mal dürfen die Songsabwechslungsreicher sein und die E-Gitarre öfter mal ausgeschalten.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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