Bei jedem Musikredakteur bleiben gelegentlich Promo-CDs liegen. Das ist, machen wir uns nichts vor, in der Veröffentlichungsflut unserer Zeiten unvermeidlich. Oft sind das Alben, über die es nicht viel zu sagen gibt, weil sie langweilig, belanglos oder einfach durchschnittlich sind, manchmal kann man sich nicht zu einem Verriss durchringen, weil man sich nichtmal dazu durchringen kann, die CD nochmal anzuhören – und manchmal ist ein Album einfach zu speziell, um ihm in angemessener Zeit gerecht zu werden.
„Dust Songs“ von TERMINAL SOUND SYSTEM ist so ein Album: Eine CD, deren Qualität man bereits beim ersten Durchlauf zu hören, jedoch auch beim fünften noch nicht richtig zu fassen bekommt. Was tut der Redakteur in seiner Not? Er wendet sich zugänglicheren Alben zu, schreibt dringlichere Reviews zu Veröffentlichungen bekannterer Bands und – schämen sollte er sich! – schiebt das Review vor sich her. Ein Jahr lang.
Einer guten Zahl der Alben, die dieser Tage veröffentlicht werden, würde das das Genick brechen. Zu viele neue CDs wären in der Zwischenzeit erschienen, die zumindest ähnlich klingen, eine Besprechung des längst zum alten Eisen gehörenden Albums überflüssig machen. Doch bei TERMINAL SOUND SYSTEM ist das anders: Die Art und Weise, in der Skye Klein aus Melburne mit seinem Projekt Ambient kreiert, seine Mischung aus mal zerhackten, mal fließenden, mal wabernden Synthesizerklängen mit Akustikgitarre und stark moduliertem Gesang ist schlicht zu einzigartig. Zwar fühlt man sich stellenweise an Werke von David Tibet (Current 93) erinnert, so wirklich bekommt man „Dust Songs“ jedoch auch damit nicht zu fassen.
Düster, melancholisch, verschroben – viele Worte fallen einem zu „Dust Songs“ ein. Vor allem aber: Liebevoll. So simpel das Arrangement der Songs, die viel geloopten Fragmenten arbeiten, so deutlich hört man die Akribie, mit der hier immer und immer überarbeitet wurde, bis am Ende des Prozesses der fertige Song stand – die über zehn Releases, die Mastermind Skye Klein mit TERMINAL SOUND SYSTEM bereits kreiert hat, machen sich hier deutlich in Form von Erfahrung bemerkbar: Klein weiß, wo man einen Song zerreißen kann, ohne seine Struktur zu zerstören, wo man eine Struktur zerstören kann, ohne den Song zu zerreißen.
Post-Rock, Doom, Drum’n’Bass, Heavy Dub, Ambient – in den Händen von Skye Klein wird bei TERMINAL SOUND SYSTEM aus all dem eines: Großartige, zeitlose Musik, die sich aufgeschlossene Fans der genannten Genres nicht entgehen lassen sollten!
Wertung: 8.5 / 10