Review The Excrementory Grindfuckers – Bitte nicht vor den Gästen

„Die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS sind eine Loge mit vier Trotteln, die sich zum Ziel gemacht haben, die ach so ernste Metalszene mit schlager-ähnlichem Krach komplett zu verhorsten.“ Schöner kann man es nicht ausdrücken als im wirklich genial gestalteten Promoschrieb in Form einer Menükarte, die einen nahrhaften Schinken zeigt und jeden Fan der vorherigen beiden Alben das Wasser im Mund zusammen laufen lassen sollte. Mit „Bitte nicht vor den Gästen“ will man endgültig die Macht im deutschen Musikbusiness übernehmen und daran zweifelt wohl niemand. Also Grindcore rein – Hirn raus! Fertig.

Eine einfache Fünf-Minuten-Terine ist das nun schon dritte Album der Hannoveraner, die ihrer Heimatstadt nun sogar einen Titel gewidmet haben, sicher nicht, was sehr schnell nach der obligatorischen Begrüßung von „Herrn Bertelsmann“ klar wird. Es folgt die Schlagergrindcorepümpelscheiß’sche Offenbarung der Extraklasse, auch wenn man es nicht anders erwartet hatte. Egal ob man plötzlich 90er Jahre Eurodance Beats wie bei „Nein, kein Grindcore“ mit Grind mischt oder das altbewährte Rezept der verwuschteten Schlagersongs wieder ausgräbt – zum Party machen gibt es kaum besseres. Wer dann trotz zwei Promille noch auf die Texte achtet, der wird sich den ein oder anderen Schmünzler kaum verkneifen können, so erfreut ganz besonders das herrlich dämliche „Samballerei“ mit der Aufforderung „Tanze Grindcore mit mir“, gegen die sich wohl auch keine Grindcorelady wehren kann und die anderen auch nicht, auch wenn der persönliche Praxistest noch aussteht. Bei „Lieblichen Grind“ und Kerzenschein „Inkognito im Streichelzoo“ – was kann man sich schöneres Vorstellen. Die Bandbreite der Verwurstungen ist scheinbar mindestens genauso unerschöpflich wie das Reservoir an Schlagersongs die nur darauf warten durch den Grindcore-Fleischwolf gezogen zu werden. Dass sich trotzalledem hinter den GRINDFUCKERS verdammt gute Musiker verbergen, die ihre Instrumente sehr gut beherrschen wird trotzdem an sehr vielen Stellen deutlich und nicht zuletzt die Livepräsenz in den letzten Jahren hat gezeigt, was die Jungs auf dem Kasten haben.

Ein weiteres persönliches Highlight ist eindeutig „HTLTPTMGTCooolW“, besser gesagt „How To Learn To Play The Heavy Metal Guitar The Kuuuuhl Way“, eine Anleitung dazu wie man richtig cool Gitarre spielt oder die Nachbarn zur Weißglut bringt, bei welchem die schon von „How II make grind“ bekannte absolut ausdruckslose und gleichgültige Stimmlage einen die Tränen in die Augen treibt. Beispiel gefällig? „That was playing the metal guitar the kuuuuhl way, now you are ready to play on technical death pussy metal band. For Grindcore you need more eggs ehm balls, so please play not the metal guitar but the Grind Fucking Core Shit Fucking Blaaast Guitar“. Noch Fragen?

Die Dichte an Highlights scheint mir trotz alldem nicht an die des Vorgängers heranzureichen, doch was geboten wird hat trotzdem Grind und Core, da man musikalisch gesehen noch einmal gereift ist was die Abwechslung zwischen den Songs angeht. Richtige Längen gibt es somit nicht und man hat fast immer etwas zu lachen. THE EXCREMENTORY GRINDFUCKERS machen erneut alles richtig und wer dachte, dass das Konzept ausgelutscht wäre, der wird hier eines besseren belehrt. Wer sich einfach mal sinnlos die Birne wegsprengen möchte, der wird hier fündig und auch im Auto an einer großen Kreuzung hat man ganz schnell die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wer dann immer noch nicht genug hat, der kann ja was malen, wie auf der Rückseite des Promoschriebs mit „Hier ist Platz zum Malen“ angedeutet wird und so zwängt sich auch noch ein weiteres, finales Zitat daraus auf: „Dieses Schreiben könnte in dieser Form auch von jeder anderen Band stammen“. Wir sagen „Sicher nicht“, den so herrlich bekloppt sind in Deutschland nur wenige andere Bands.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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