Review Thine – The Dead City Blueprint

Die Erfolgswelle sowohl des Post-Rocks (und die damit einhergehende Verzerrung des Post-Begriffs ins Unkenntliche) als auch des modernen Prog-Rocks/Metals hat im Schnitt zu einer erfreulichen Steigerung der Hörerakzeptanz gegenüber komplexerer Musik geführt; damit geht natürlich auch eine gewisse Standardisierung der Klangbilder sowie auch der visuellen Gestaltung der jeweiligen CDs einher. Ein geübtes Auge hätte „The Dead City Blueprint“, die mittlerweile dritte CD der seit 1993 aktiven Briten von THINE, sofort in die Sparte des modernen Prog-Rocks einordnen können, ohne zuvor auch nur einen Ton der Scheibe gehört zu haben – das Schematische des Covers, die ins Monochrome spielende Farbpalette, alles weist auf die musikalischen Welten hin, die den Hörer auf „The Dead City Blueprint“ erwarten.

Das Quintett spielt sich durch eine knappe Stunde melodischen, in der Atmosphäre nachdenklichen, wenn auch über weite Strecken gelösten Prog-Rocks, der ab und an in die Bereiche des Post-Rocks abdriftet (vor allem hinsichtlich des Sounds der Scheibe). Dabei agieren THINE weniger hart als beispielsweise Tesseract, sie sind auch weniger verspielt als zum Beispiel Haken; am ehesten fallen mir beim Hören der CD gewisse Ähnlichkeiten mit neueren Riverside auf. Das Hauptaugenmerk der einzelnen Kompositionen liegt auf ihrer Atmosphäre, was insofern eine kluge Entscheidung war, als THINE gerade dafür ein gewisses Händchen beweisen und „The Dead City Blueprint“ wie aus einem Guss klingt. Vor allem die getragenen Parts, darunter hauptsächlich die längeren Instrumentalpassagen (die ab und an an neue Porcupine Tree erinnern), können voll überzeugen – auch wenn sie das gleiche Urteil trifft, wie alle übrigen Aspekte der CD: Sie sind auf Dauer wenig einfallsreich.

Am wenigsten gilt dies für den letzten Song der CD: Mit „Scars From Limbo“ ist THINE ein wunderschönes, zutiefst melancholisches Stück gelungen, bei dem die Strategie der Band, den Song ausgehend von einer Gitarrenmelodie aufzubauen, voll aufgeht. Dieses Kompositionsprinzip findet sich auch bei den etwas knackigeren Stücken wie „The Great Unknown“ oder „The Rift“. Ebenfals erwähnenswert ist Song Nummer drei, „Out Of Your Mind And Into A Void“, der durch seinen tollen, mehrstimmigen Refrain überzeugen kann. Ab und an wünscht man sich aber dann doch, dass sich die Band mal einen Ausbruch aus dem selbst auferlegten Harmonienkorsett gönnen würde, irgendeine Zuspitzung, ein disharmonisches Ausscheren. Aber leider wartet man darauf vergebens. Da sich THINE ansonsten in keinerlei Hinsicht etwas zuschulden kommen lassen, bleibt dies das einzige Manko der Scheibe; allerdings eins, das „The Dead City Blueprint“ in puncto Haltbarkeit deutlich nach unten drückt.

Alles in allem ist der Band also ein ziemlich hörenswertes Prog-Rock-Album gelungen, dessen einziges Problem ist, dass es zunehmend an Einfallslosigkeit krankt. Alle Freunde der nachdenklichen, melodischen Prog-Rock-Klänge sollten der Band aber auf alle Fälle ein Ohr leihen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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