Review Timor et Tremor – Upon Bleak Grey Fields

Wenn jemand gefragt wird, ob er „Chatten“ kennt, wird er das im 21. Jahrhundert sicherlich bejahen. Vor zweitausend Jahren konnten Gelehrte mit dem Begriff ebenfalls etwas anfangen, doch verstand man unter dem lateinischen „Chatti“ (mit „Rachen“-ch) noch etwas ganz Anderes, nämlich einen germanischen Stamm. Nach jenen Menschen heißt heute das Land Hessen, und so hat sich auch eine Pagan Black Metal-Band namens TIMOR ET TREMOR aus der Gegend die Chatten als Paten ausgesucht.

„Chattic Black Metal“ nennt die Gruppe aus Nordhessen also ihre Musik. Das bedeutet zunächst nicht allzu viel, weder inhaltlich noch musikalisch. „Upon Bleak Grey Fields“ befindet sich klanglich irgendwo auf der Grundlage skandinavischen Black Metals mit einer Idee Klargesang, viel Melodie und Melancholie. Schon mit einem großartigen gesprochenen Intro geht es los, wo mal wieder die bekannten Hávamál-Verse 76-77 dran glauben müssen. Das Grundtempo ist nicht gerade niedrig, doch bis auf „Helrunar“ oder „Solstice“ steht Raserei nicht im Vordergrund. In Songs wie „Shores Of Light“ geht es weitaus gemächlicher zu, während „Eternal Woe“ von schnell auf langsam abfällt.

Das ganze Schaffen von TIMOR ET TREMOR erweist sich als sehr gefällig. Sowohl die Energiebündel als auch die ruhigeren Songs versprühen eine tolle Stimmung und treffen jeweils den richtigen Ton. Die Musik schafft es, gleichzeitig schnörkellos und abwechslungsreich zu sein. Sowohl die hervorragend abgestimmten Gitarrenriffs als auch das prägnante Schlagzeug bohren sich in die Gehirnwindungen und lassen den Hörer so schnell nicht los. Das Gleiche gilt für die sehr passende Stimme der Hessen, die giftiges Gekrächze ebenso souverän meistert wie den Klargesang, der angenehm wenig pathetisch rüberkommt.

TIMOR ET TREMOR zeigen mit „Upon Bleak Grey Fields“, dass sich aus dem abflauenden Pagan Metal-Boom noch so manche erfrischende Idee erheben kann. Das Album setzt vielleicht keine neuen Maßstäbe, ist aber ein in sich schlüssiges Werk, das Fans von Helrunar, Nordafrost oder Helfahrt ansprechen dürfte.

Wertung: 8.5 / 10

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