Timor Et Tremor - Realm Of Ashes Cover

Review Timor Et Tremor – Realm Of Ashes

Mit „For Cold Shades“ haben TIMOR ET TREMOR im Jahr 2016 ein hervorragendes Melodic-Black-Metal-Album vorgelegt, das zwar nicht sonderlich eigenständig war, aber die deutsche Band zumindest nicht als einen der zahllosen Dissection-Klone dastehen ließ. Es war eine Platte, die vor allem durch ihre ausgefeilte Umsetzung brillierte. Dass das Quartett sich ganze sechs Jahre Zeit gelassen hat, um ein weiteres Album nachzulegen, ließ vorab vermuten, dass TIMOR ET TREMOR ein weiteres Mal hohe Ansprüche an sich selbst stellen würden. Technische Verfehlungen lässt die Band sich auf „Realm Of Ashes“ tatsächlich nicht zu Schulden kommen – sehr wohl jedoch einen künstlerischen Stillstand.

Wie bereits das Album davor nimmt auch „Realm Of Ashes“ seinen Anfang mit einem bedeutungsschwangeren, zu Beginn noch bedächtigen Intro, das schließlich an Fahrt aufnimmt und die klangliche Wucht der folgenden Tracks vorwegnimmt („Mirrors And Smoke“). Es folgen sieben zwischen knapp sechs und neun Minuten lange Tracks, die TIMOR ET TREMOR in gewohnter Form zeigen. Die Deutschen bündeln einmal mehr grimmige Screams und eiskalte Tremolo-Riffs mit melodischen, von Melancholie kündenden Clean- und Leadgitarren, unterlegt mit Schlagzeugspiel, das der schwankenden Intensität der Songs Rechnung trägt.

Die Performance der Band ist einmal mehr tadellos und auch die kraftvolle, ausgewogene Produktion kann sich hören lassen. Herausragend ist an der Platte jedoch allenfalls der hymnenhafte, kraftstrotzende Klargesang, der über die Tracklist hinweg überaus präsent ist. Obwohl die Stücke auf dem Papier allerlei Bemerkenswertes in sich tragen, verschwimmen sie im Kopf im Nachhinein doch bloß zu einer diffusen Klangmasse.

Ob eine Nummer nun von Ambient-Sounds eingeläutet wird („A Hundred Days Of Rain“) oder mit betont schwermütigen Gitarren aufwartet („Of Wolf And Sun“) – irgendwie will nach dem Hören einfach nichts hängen bleiben. Einen packenden Vorzeigetrack wie „The Soaring Grudge“ von der Vorgängerscheibe wird man hier nicht finden. Dass TIMOR ET TREMOR diesmal bloß solides Material hervorbringen konnten, zeigt sich besonders anschaulich daran, dass einige der Songs auf allzu abrupte Weise ausklingen – ein Indiz dafür, dass der Band beim Songwriting mitunter offenbar die Ideen ausgegangen sind.

„Realm Of Ashes“ ist beileibe kein missratenes Album. TIMOR ET TREMOR spielen ihre Instrumente weiterhin sehr versiert, am kraftvollen Sound ihrer Songs gibt es nichts zu kritisieren und während das Album läuft, fühlt man sich durchaus davon mitgerissen. Dass sich in den Stücken abgesehen von den erhabenen Clean-Vocals nichts Erwähnenswertes ausfindig machen lässt, führt jedoch dazu, dass die Platte schnell wieder vergessen ist und es im Grunde keine Anreize gibt, danach noch einmal darauf zurückzukommen. Wer die eigene Melo-Black-Playlist noch ein wenig ausstaffieren möchte, kann durchaus den einen oder anderen Track von „Realm Of Ashes“ einfügen – eine Schlüsselposition werden TIMOR ET TREMOR darin aber wohl kaum einnehmen.

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Wertung: 6 / 10

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