Review TNT – Live In Madrid (DVD)

  • Label: MTM
  • Veröffentlicht: 2006
  • Spielart: Hard Rock

Nachdem Tony Harnell seinen Austritt bei TNT bekannt gegeben hatte, war die Enttäuschung vielerorts groß. Handelt es sich bei TNT doch um eine der etablierten Hard Rock Bands, die mit den seit 1982 veröffentlichten neun Alben beständig hochwertige Rocksongs unter das Volk brachte. Die Bezeichnung „Hard“ ist zwar nur bedingt gerechtfertigt, aber gerade Sänger Tony Harnell konnte immer sehr überzeugen. Wie es der Zufall so will, wurde aber glücklicherweise das letzte Konzert der Band am 01.04.2006 im originalen Line-Up in Madrid aufgezeichnet.

Auf die einzelnen Lieder einzugehen oder die Musik von TNT zu besprechen ist hier wohl nicht angebracht. Die DVD enthält ausschließlich schon veröffentlichtes Material und ist – wie bei Live-DVDs üblich – eh nur für Fans der Band interessant. Die hingegen bekommen ein in höchster Qualität festgehaltenes 82 Minuten und 16 Songs umfassendes Konzert geboten. Die Band agiert sehr professionell und hat die Meute von Anfang an fest im Griff. Durch die vielen Ansagen zwischen den Lieder und auch sonstigem starken Einbinden des Publikums wird die Live- Atmosphäre recht gut vermittelt. Das Konzert wirkt fast durchweg authentisch wenn auch teilweise wegen der guten Soundqualität etwas stark nachbearbeitet. Auch finden sich einige wirklich hochklassige Stücke wie der Opener „Invisible Noise“ oder „Black Butterfly im Set, die wohltuend aus der Masse der oft doch sehr kommerziell ausgerichteten 80er-Jahre-Möchtegern-Rocksongs herausstechen und der Rocker-Attitüde der Band gerecht werden.

Die Protagonisten hingegen wirken etwas skurril. Allen voran der charismatische Frontmann mit Glitzerkrawatte. Tony erinnert mich immer wieder an Freddie Mercury ohne natürlich dessen Klasse zu erreichen. Gestik und Mimik sind ähnlich schwülstig wirken aber gelegentlich sehr aufgesetzt und spätestens als er vor der ersten Zugabe „Fantasia Espanola“ – einer wunderbaren Ballade – einen Stierkämpfer imitiert, möchte man nicht wissen, was er so treibt wenn er alleine ist. Auch musikalisch finden sich hin und wieder dezente Queenanleihen, was aber keineswegs negativ auffällt.Das volle Kontrastprogramm zu Tony bilden Bassist Victor und Keyboarder Dag. Die Beiden wirken so brav und deplaziert, dass man sich die ganze Zeit fragt wer den dem netten Grundschulonkel den Bass umgehängt und den Leiter des Knabenchors hinters Keyboard geschickt hat. Daran kann auch das Totenkopf-Schweißband nix dran ändern…Beim sehr soliden Drummer Diesel dacht ich erst hier spielt der kleine Bruder von Rage’s Peavy, die beiden sehen sich zum verwechseln ähnlich.Den größten Bock schießt aber zweifellos Ronnie Le Tekro ab. Natürlich bekommt man als Gitarrist in einem 1 ½-stündigen Konzert mal Zeit sich auszutoben. Das groß angekündigt Gitarrensolo ist aber absolut 08/15 und er versucht die Zeit mit Sing-alongs und peinlichem Stageacting zu überrücken. Falls er nicht absichtlich die ganze Zeit so oberspakig auf der Bühne rumhampelt, so wird er das sicher nach diesem Konzert nicht mehr tun.Gerade aber weil die Jungs so unterschiedlich und immer wieder urkomisch sind, geht die Zeit trotz der stellenweise sehr eintönigen Musik relativ zügig rum.

Was ziemlich enttäuschend ist, ist die Tatsache, dass die Bonusabteilung der DVD sehr sehr mager ausgefallen ist und lediglich eine gefilmte Autogrammstunde und zwei weitere qualitativ eher mindere Live-Videos enthält, von denen „She Needs Me„ aber bereits im regulären Konzert zu sehen war. Hier schleicht sich dann auch der Eindruck ein, dass zumindest die Chöre beim Konzert in Madrid nicht selbst von der Band gesungen wurden. Auf den zusätzlichen Live-Videos klingen die nämlich teilweise ganz schön schräg, vielleicht haben sie das aber auch einfach nur geübt. Laut Begleitschreiben enthält die Kaufversion aber noch Live CD, eine Tourdoku und liner-notes von Tony Harnell im Booklet, was die schwache Ausstattung der DVD vielleicht etwas ausgleicht.
Auch ist die Steuerung am PC etwas unglücklich, da die Buttons in den Menus mal unter und mal neben der Schrift sind und da sie nur sporadisch angezeigt werden, steigert dies nicht unbedingt das Vergnügen. Graphisch ist die DVD aber ansonsten sehr ansprechend und schön gestaltet.

Abschließend ist zu sagen, dass „Live In Madrid“ eine vor allem optisch recht unterhaltsame DVD einer zwar erfolgreichen, aber mich nur partiell begeisternden Band ist. Fans der Truppe werden sicher ihren Spaß damit haben, alle andern werden sich die DVD eh nicht zulegen.

Wertung: 6 / 10

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